Studies in the Scriptures

Tabernacle Shadows

 The PhotoDrama of Creation

 

 

SCHRIFTSTUDIEN 

BAND 2 - DIE ZEIT IST HERBEIGEKOMMEN

 

 Studie 4

Die Zeiten der Heiden oder Nationen.

Was sind die Zeiten der Heiden?Ihr Anfang; deren Dauer; deren Ende im Jahre 1914.Begleitende Ereignisse.Darauffolgende Ereignisse.Eigentliche und symbolische Zeit.Ein bemerkenswertes Vorbild.Gegenwärtige Anzeichen.Gottes Königreich soll die Reiche der Nationen stürzen.Jenes daher vor diesem Ende, vor 1914 n.Chr., organisiert.Warum die Reiche der Nationen sich ihm widersetzen?Wie und warum schließlich alle es freudig begrüßen werden?Das Ersehnte aller Nationen wird kommen.

(Da der in dieser Studie betrachtete Gegenstand dem der 13. Studie des ersten Bandes sehr nahe verwandt ist, so würde es für den Leser eine große Hilfe sein, wenn er jene Studie noch einmal durchginge, ehe er diese anfängt.)

„Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis dass die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden.“ - Lukas. 21:24

Der Ausdruck „Zeiten der Nationen“ wurde von unserem Herrn zur Bezeichnung jenes Zwischenraumes der Weltgeschichte gebraucht, der zwischen der Hinwegnahme des vorbildlichen Königreiches Gottes, des Reiches Israels (Hes. 21:30-32), und der Einführung und Herstellung seines Gegenbildes, des wahren Königreiches Gottes, liegt, alsdann Christus kommen sollte, um „verherrlicht zu werden in seinen Heiligen, und bewundert zu werden in allen Gläubiggewordenen an jenem Tag.“

Während dieses Zwischenraumes sollte die Herrschaft über die Welt durch nationales Regiment ausgeübt werden; und sowohl das fleischliche wie das geistliche Israel sollte diesen Gewalten untertan sein und bleiben, bis deren Zeit abgelaufen wäre. Während Gott diese Regierungen weder gut heißt noch empfiehlt, so erkennt er ihre Herrschaft doch an. In anderen Worten, er hat aus weisen Gründen ihre Herrschaft für eine bestimmte Zeit zugelassen.

Die Herrschaft über die Erde, sie zu unterwerfen, zu besitzen und in Gerechtigkeit zu regieren, war ursprünglich Adam übergeben worden. (1. Mose 1:28) Als Adam fiel, wurde die durch seine Sünde eingebüßte Herrschaft von ihm genommen. Hierauf wurde den Engeln erlaubt, die Oberaufsicht zu führen. Statt aber das gefallene Geschlecht emporzuheben, begab es sich, dass einige von ihnen „ihren ersten Zustand nicht bewahrten“ und in Sünde fielen. Nach der Sintflut erklärte Gott Abraham seinen Vorsatz, durch seine Nachkommenschaft die für das sündige, dahinsterbende Geschlecht notwendige Hilfe zu bringen, indem er aus seinem Samen einen großen Befreier, Herrscher und Lehrer erwecken wolle, und sagte: „In deinem Samen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.“

Dies ist das erste mal, dass von einer nationalen Universalherrschaft die Rede ist; und da diese Aussage von Gott kommt, so bekundet das, dass dieser Herrscher vor allen andern besonders geeignet und hoch über sie erhaben ist, und dass das Wohlergehen der ganzen Menschheit davon abhängt, einem solchen Herrscher unterstellt zu werden. Dass diese dem Abraham gewordene Verheißung die Herzen und Sinne seiner Nachkommenschaft, Israels, erfüllte, und ihren Verwandten, den Moabitern und Edomitern, wohl bekannt war, darüber kann kein Zweifel bestehen; und dass diese Nationalhoffnung Israels den andern Nationen kund werden würde, ist sehr wahrscheinlich; und wenn das der Fall ist, so können wir nicht zweifeln, dass ihr Stolz in ihnen das Verlangen erzeugte, selbst die erste Nation zu werden, und die Universalherrschaft zu erringen, weil sie sich ja in jeder Hinsicht für gerade so fähig und zum Herrschen und Belehren und so die Völker zu segnen geeignet hielten, als irgend ein Nachkomme Abrahams sein könne.

Die Hoffnung Israels, die Universalherrschaft, nicht durch eine Wahl der Völker, sondern nach Gottes Wahl und seiner zu ihren Gunsten kundgetanen Macht zu erlangen, scheint sich ebenso auf andere Nationen ausgebreitet zu haben. Wie dem auch sei, wir finden, dass diese heidnischen Könige und Völker auch ihre Herrschaft als Gunstbezeugung von Seiten der Götter, denen sie dienten, ansahen, und derselbe Gedanke hängt noch jetzt jedem Herrscher und Fürsten an, gerade wie den mächtigeren Königen und Kaisern. Kein Unterschied, wie elend und schwach, geistig wie körperlich, kein Unterschied, wie lasterhaft und unfähig, sich selbst oder andere zu regieren, fast bis zum Grad der Irrsinnigkeit hegen sie den Wahn, dass Gott sie und ihre Familien ganz besonders ausersah, um über die ganze Erde zu herrschen und sie zu „segnen“(?). Diese von der Mehrheit der Völker als richtig angenommene Theorie wird auf Medaillen, Münzen und Staatspapieren in den Worten ausposaunt: „König von Gottes Gnaden.“

Während also Israel auf die verheißene Herrschaft der Erde wartete und hoffte und oft meinte, es stünde schon im Bereich der Verwirklichung, besonders unter den Königen David und Salomon, erwachte auch unter anderen Nationen das Gelüste nach Universalherrschaft mehr und mehr; und als Gott daran war, Israel die Krone zu entreißen, bis der wahre Same der Verheißung käme und die Herrschaft übernehme, beschloss er zuzulassen, dass die heidnischen Reiche die Herrschaft an sich rissen und den Versuch, die Welt zu beherrschen, machten; damit so auch die Welt die Vergeblichkeit ihrer eigenen Bemühungen, in ihrem gegenwärtigen sündigen Zustand sich selbst zu regieren, einsehen möchte. Wie er einst die von Adam eingebüßte Herrschaft den Engeln gab, um ihre Unfähigkeit, die Welt zu regieren und zu segnen, darzutun, so überlieferte er nun diese Herrschaft den Heiden und ließ sie ohne seinen Beistand ihre verschiedenen Methoden versuchen. Diese verschiedenen Versuche lässt Gott als wertvolle und notwendige Lektionen zu und füllt damit die Zeit aus bis der Gesalbte des Herrn, dem die Herrschaft gebührt, kommt, dieselbe an sich nimmt und alle seine gnadenreichen Absichten hinaus führt.

Da Israel nach dem Fleisch das Vorbild des geistlichen Israels, der christlichen Kirche, war, die auch im höheren Sinn ein „königliches Priestertum“ und ein „heiliges Volk“ (1. Petr. 2:9) genannt wird und die zu seiner Zeit alle Völker beherrschen und segnen soll, so war auch ihr Königreich in mancher Hinsicht ein Vorbild vom Königreich Christi. Als daher Gottes Zeit vorhanden war, die Herrschaft der Welt heidnischer Gewalt zuzuwenden, da war es auch am Platz, die vorbildliche Krone Israel zu entwenden und das vorbildliche Königreich nicht länger mehr anzuerkennen. Dies tat Gott und erklärte, dass sie sich unfähig erwiesen hätten, zur Universalherrschaft erhöht zu werden. Je mehr sie an nationaler Bedeutung zunahmen, desto verderbter, eitler und götzendienerischer waren sie geworden. So war es in den Tagen des Königs Zedekia; und darum erfolgte das göttliche Dekret (Beschluss) „So spricht der Herr Jehova: Hinweg mit dem Kopfbund und fort mit der Krone! Dies wird nicht mehr sein. Das Niedrige werde erhöht und das Hohe erniedrigt! Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen; auch dies wird nicht mehr sein - bis der kommt, welchem das Recht gehört: dem werde ich’s geben.“ - Hesk. 21:31,32.

Diese Zertrümmerung der Krone oder Herrschaft Israels fand statt. Zunächst wurde sie Babylon zugewandt, dann Medo-Persien, dann Griechenland und dann Rom. Die Eigenart dieser Reiche, wie sie auf den Blättern der Geschichte verzeichnet steht, fanden wir in vollem Einklang mit der prophetischen Beschreibung, wie sie in Nebukadnezars Traumvision von dem großen Standbild und in Daniels Geschichte von den vier Tieren gegeben ist. Dieser zertrümmerte Zustand der Herrschaft Israels sollte fortdauern, bis Christus, der rechtmäßige Erbe des Thrones Israels und der ganzen Welt, der ihn mit seinem eigenen teuren Blut erkaufte, kommen und die Zügel der Regierung ergreifen würde. Sein Reich wird, wie wir gesehen haben, das fünfte Universalreich der Welt, das Königreich Gottes unter dem ganzen Himmel, sein. Aber ungleich den vier vorangegangenen Herrschaften, die nur für eine bestimmte Zeit zugelassen und insofern (jedoch nicht im Sinne der Gutheißung) anerkannt waren, wird dieses von Gott durch seinen Stellvertreter auf Erden bestätigt und eingesetzt werden. Es wird Gottes Reich, das Königreich des Gesalbten, sein. Es wird allmählich aufgerichtet werden, und zwar während einer großen Drangsalszeit, mit der das christliche Zeitalter schließt, und in welcher die gegenwärtigen Herrschaften verzehrt und unter großer Konfusion oder Verwirrung dahin fallen werden.

In diesem Kapitel liefern wir den biblischen Nachweis, dass das völlige Ende der Zeiten der Heiden (Nationen), das bedeutet das volle Ende ihrer Herrschaft, mit dem Jahre 1914 erreicht sein wird; und dass dieses Datum die äußerste Grenze der Herrschaft unvollkommener Menschen sein wird. Und wem dies als eine in der Schrift fest begründete Tatsache nachgewiesen ist, der wird auch erkennen, dass dadurch Folgendes bewiesen ist: -

Erstens, dass dann das Königreich Gottes, für welches unser Herr uns beten lehrte: „Dein Reich komme“, volle und universelle, weltweite Herrschaft erreicht haben und „aufgerichtet“ oder auf Erden fest gegründet sein wird.

Zweitens beweist es, dass er, dem das Recht, diese Herrschaft an sich zu nehmen, gebührt, dann als der neue Herrscher der Erde gegenwärtig sein wird; und nicht nur dies, sondern auch, dass er einen beträchtlichen Zeitraum vor jenem Datum gegenwärtig sein wird, weil der Umsturz dieser nationalen Obrigkeiten direkt darauf zurückzuführen ist, dass er „wie Töpfergefäße sie zerschmettern“ (Ps. 2:9; Offb. 2:27) und an ihrer Statt sein eigenes, gerechtes Regiment aufrichten wird.

Drittens beweist es, dass einige Zeit vor dem Ablauf von 1914 n.Chr. das letzte Glied der göttlich anerkannten Kirche (Herauswahl) Christi, das „königliche Priestertum“, „der Leib Christi“, mit dem Haupt verherrlicht sein wird: denn jedes Glied soll mit Christus herrschen als Miterbe des Königreiches mit ihm; und dieses kann nicht ohne die völlig aufgerichtete Vollzahl seiner Glieder stattfinden.

Viertens beweist es, dass von jener Zeit an Jerusalem nicht länger von den Nationen zertreten sein, sondern sich aus dem Staub der göttlichen Ungnade zur Ehre erheben wird; denn „die Zeiten der Nationen“ sind dann erfüllt oder vollendet.

Fünftens beweist es, dass mit jenem Datum oder auch früher Israels Blindheit anfangen wird, sich wegzuwenden; denn ihre „Blindheit zum Teil“ sollte so lange dauern, „bis dass die Vollzahl der Nationen eingegangen sein würde“ (Röm. 11:25), oder in anderen Worten bis die volle Zahl derer aus den Nationen heraus gewählt wäre, die Glieder des Leibes oder der Braut Christi sein sollen.

Sechstens beweist es, dass die große „Zeit der Drangsal“, „dergleichen nicht gewesen, seitdem ein Volk ist“, ihren schließlichen Höhepunkt erreichen und an jenem Zeitpunkt enden wird; und dann werden die Menschen gelernt haben, stille zu sein und zu erkennen, dass Jehova Gott ist und dass er auf Erden hoch erhöht werden wird. (Ps. 46:11) Der Zustand der Dinge, von dem in symbolischer Sprache als von brausenden Wogen des Meeres, schmelzender Erde, fallenden Bergen und brennenden Himmeln geredet wird, wird dann vergangen sein, und „die neuen Himmel und eine neue Erde“ mit ihrem Friedenssegen werden dann von der durch Trübsal zerschlagenen Menschheit erkannt werden; und der Gesalbte des Herrn und seine rechtmäßige und gerechte Oberhoheit wird dann allmählich anerkannt werden; zuerst von einer Schar von Kindern Gottes, die aus großer Trübsal gekommen sind - die Klasse, die auf der Karte der Zeitalter in Band 1 von den Schriftstudien mit m und t bezeichnet sind; darauf von Israel nach dem Fleisch und dann von der ganzen Menschheit.

Siebentens beweist es, dass das in Macht ein - und aufgerichtete Reich Gottes vor jenem Datum in der Welt sein und das heidnische Standbild (Dan. 2:34) geschlagen und zermalmt, die Macht dieser Könige verzehrt haben wird. In demselben Maße wird seine Macht und Herrschaft aufgerichtet als durch seine verschiedentlichen Einflüsse und Werkzeuge die gegenwärtigen Gewalten - die bürgerlichen und kirchlichen, das Eisen und der Ton - zermalmt und zerstreut werden.

Der Anfang der Zeiten der Nationen 606 v.Chr.

Die Worte unseres Herrn: „Bis dass die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden“ lassen schließen, dass die Zeiten der Heiden (Nationen) einen bestimmt abgemessenen Endpunkt haben, weil man von einer unbegrenzten, unbestimmten Periode nicht sagen könnte, sie sei erfüllt. Demnach hat die Herrschaft der Heiden einen Anfang, wird eine bestimmte Zeit dauern und zur festgesetzten Zeit zu Ende gehen.

Der Anfang dieser Zeiten der Nationen ist in der Schrift deutlich angedeutet. Wenn sie uns daher auch noch bestimmt die Länge dieser Periode heidnischer Herrschaft darbietet, so können wir für gewiss und genau wissen, wann sie zum Schluss kommen muss. Und die Bibel gibt diese fest bestimmte Periode, die erfüllt werden muss; aber sie tut es solcherweise, dass es, als es geschrieben wurde, nicht verstanden werden konnte, noch auch vor dem Ablauf der Zeit und ehe die Ereignisse der Geschichte ihr Licht darauf geworfen hatten; und selbst dann nur von denen, die da wachen und nicht von den Sorgen der Welt überbürdet sind.

Der biblische Nachweis ist klar und stark, dass die „Zeiten der Nationen“ eine Periode von 2520 Jahren sind, vom Jahr 606 v.Chr. bis (einschließlich das Jahr) 1914 n.Chr. Dieses Lehn der Universalherrschaft an weltliche Obrigkeiten begann, wie wir schon sahen, mit Nebukadnezar; nicht als seine Regierung anfing, sondern als das vorbildliche Königreich des Herrn aufhörte und die Herrschaft der ganzen Welt den Nationen überlassen wurde. Das Datum für den Anfang der Heidenzeit ist daher bestimmt auf die Zeit der Entwendung der Krone des typischen Königreiches Gottes von Zedekia, dem letzten König desselben, angemerkt.

Nach den Worten des Propheten (Hes. 21:31-32) wurde die Krone von Zedekia genommen und Jerusalem von Nebukadnezars Heer belagert und in Trümmer gelegt und verblieb so siebzig Jahre lang - bis zur Wiederherstellung im ersten Jahr des Cyrus. (2. Chron. 36:21-23) Obwohl Jerusalem damals wieder gebaut wurde, und die Gefangenen zurückkehrten, so hat doch von damals bis heute Israel nie wieder einen König gehabt. Obwohl von Cyrus wieder in ihr Land und zu persönlicher Freiheit eingesetzt, waren sie doch als Volk der Reihe nach den Persern, Griechen und Römern unterworfen. Unter dem Joch der letzteren lebten sie, als unseres Herrn erster Advent stattfand, da Pilatus und Herodes des Kaisers Abgeordnete waren.

Mit diesen Tatsachen vor uns können wir leicht das Datum des Anfangs der Heidenzeit finden; denn das erste Jahr des Cyrus ist ein sehr deutlich festgesetztes Datum. Sowohl Welt- wie Kirchengeschichte stimmt mit merkwürdiger Einmütigkeit mit dem Ptolomäischen Kanon, der dasselbe auf das Jahr 536 v.Chr. verlegt. Und wenn 536 v.Chr. das Jahr war, in dem die siebzig Jahre der Verödung Jerusalems endeten und die Wiederherstellung der Juden begann, dann folgt, dass ihr Königreich gerade siebzig Jahre vor 536, das ist 536+70 oder 606 v.Chr., gestürzt wurde. Dies ergibt als Datum des Anfangs der Heidenzeiten - 606 v.Chr.

Wenn wir aber sehen, dass Gott es ist, der dies Lehn der Macht diesen weltlichen oder nationalen Obrigkeiten übertrug, so wissen wir auch, dass dieselben nicht nur fallen und gestürzt werden, und, wenn ihre „Zeiten“ abgelaufen sind, dem Königreich Christi Platz machen werden, sondern wir wissen auch, dass Gott die Herrschaft nicht eher von ihnen nehmen und sie seinem Gesalbten geben wird bis ihr Lehn verfallen - „bis die Zeiten der Heiden (Nationen) erfüllt sind.“ Infolge hiervon und gerade hierdurch werden wir vor der falschen Meinung bewahrt, in welche das Papsttum die Welt verführt hat, dass nämlich das Reich Gottes am Pfingstfest aufgerichtet wurde, und dass es, wie man behauptet, noch völliger hergestellt wurde, als das römische Reich zum Christentum (zum Papsttum) bekehrt wurde und letzteres sowohl die weltliche als auch die geistliche Herrschaft in der Welt erlangte. Wir erkennen aus dieser Prophezeiung über die Zeiten der Nationen, dass diese von der Kirche Roms gemachte und von Protestanten mehr oder weniger unterstützte Behauptung falsch ist. Wir sehen, dass diese Völker, die sowohl das Papsttum als auch den Protestantismus als christliche Nationen bezeichnen und deren Herrschaftsgebiet sie Christentum (das bedeutet Christi Königtum) nennen, solches nicht sind. Sie sind „Reiche dieser Welt“, und bis ihre „Zeiten“ erfüllt sind, kann Christi Königreich das Regiment nicht ergreifen, obwohl es sich in den letzten Jahren am Schluss der Heidenzeiten, während diese Reiche wanken, sich auflösen und in Anarchie zerfallen, dazu auf - und einrichtet und vorbereitet. Während des christlichen Zeitalters bestand das Reich Christi in seinem Anfangsstadium, in seiner Erniedrigung, ohne Macht oder Recht zum Herrschen zu haben - ohne die Krone, nur allein das Zepter der Verheißung besitzend: unerkannt von der Welt, den gegenwärtigen Gewalten unterworfen. Und die Erben des himmlischen Königreiches müssen darin verharren bis die für sie bestimmte Zeit, mit Christus zu herrschen, herbeikommt. Während der Zeit der Trübsal am Schluss dieses Zeitalters werden sie zur Macht erhoben werden, doch ihre Herrschaft der Gerechtigkeit über die Welt kann erst vom Jahre 1914 an gerechnet werden, wenn die Heidenzeiten abgelaufen sind.

Noch kann das fleischliche Israel vor jener Zeit das langverheißene Erbteil erlangen, wenn auch vorher vorbereitende Schritte getan werden; denn Gott wird weder die geistige noch die irdische Phase (Abteilung) seines Königreiches völlig einsetzen, bis sein Lehn an die Nationen abgelaufen ist.

Es ist daher die Pflicht der Kirche (Herauswahl), geduldig die für ihren Triumph und ihre glorreiche Herrschaft bestimmte Zeit abzuwarten, sich als Fremdlinge und Pilgrimme von den Reichen dieser Welt getrennt zu halten und als Erben des zukünftigen Königreiches ihre Hoffnung und Ziele auf dasselbe zu richten. Christen sollten das eigentliche Wesen dieser Reiche erkennen, und während sie sich von ihnen getrennt halten, ihnen doch gebührende Achtung und schuldigen Gehorsam leisten, weil Gott ihnen zu herrschen erlaubt hat; wie Paulus lehrt: „Jede Seele unterwerfe sich den obrigkeitlichen Gewalten; denn es ist keine Obrigkeit, außer von Gott, und diese, welche sind, sind von Gott verordnet.“ - Röm. 13:1

Die Krone (Herrschaft) wurde dem Volke Gottes (dem geistlichen wie dem fleischlichen Samen) genommen bis die Heidenzeiten mit der glorreichen Gegenwart des Messias enden würden, der „an jenem Tag“ nicht nur „König der Juden“, sondern auch „König über die ganze Erde“ sein wird. Man möchte meinen, diese Entfernung der Krone von Israel sei ein Bruch der Verheißung: „Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis dass Siloh (der Friedebringer) kommt.“ (1. Mose 49:10) Man achte jedoch auf den Unterschied zwischen der Krone und dem Zepter; denn wenn auch die Krone in den Tagen Zedekias dahin fiel, so wich doch das Zepter, wie wir sehen werden, erst sechshundertneununddreißig Jahre danach - damals nämlich, als unser Herr Jesus aus dem Stamme Juda und dem Samen Davids nach dem Fleisch von Gott für würdig erfunden wurde, der rechtmäßige und einzige Erbe des lang verheißenen Zepters der Erde zu werden.

Die dem Abraham gegebene, dem Isaak und Jakob erneuerte Verheißung war, dass aus ihrer Nachkommenschaft der große Befreier kommen sollte, der nicht nur ihre Familie in der Welt segnen und erhöhen, sondern auch „alle Geschlechter der Erde segnen“ sollte. Es sah eine Zeitlang so aus, als ob Moses, der große Gesetzgeber und Befreier, der Verheißene sei; doch prophetisch verkündete er seinem Volk: „Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken gleich mir“, damit andeutend, dass er nur ein Vorbild dessen war, der da kommen sollte; und Mose starb. Weiter, die Verheißung: „Nicht weichen wird das Zepter von Juda“ schränkte die Erwartung auf jenen Stamm ein; und all die übrigen Stämme schlossen sich in dem Maße Jude an, als sie der Verheißung Gottes Glauben schenkten und zu seiner Zeit im Verein mit Juda einen Segen erwarteten.

Als der König David aus dem verheißenen Stamm aufstand, erweckten seine Siege große Erwartungen auf ein sich weit ausdehnendes Königreich, dessen Einfluss die Welt erfüllen und umfassen und alle Nationen dem Gesetz unterwerfen würde. Und als Salomon weltberühmte Weisheit und Größe auf ihren Höhepunkt gestiegen war, da sah es wirklich so aus, als ob die Krone der Universal - (Welt-) Herrschaft beinahe in ihrem Bereich wäre. Die dem David gewordene Verheißung des Herrn: „Von der Frucht seiner Lenden Einen zu setzen auf seinen Thron“, hatte die dem Stamm Juda geltende Verheißung auf eine Familie beschränkt; und schon war diese Familie auf dem Thron Israels. Und als der großartige Tempel Salomon errichtet war, und seine Hunderte von Sängern und Priestern solch gewaltiges Schauspiel darboten, als Salomon Ruhm um seiner Weisheit und seines Reichtums willen in weite Ferne reichte, als Könige ihm Geschenke sandten und seine Gunst begehrten, als die Königin von Seba mit Geschenken kam, um diesen hoch berühmten und wunderbarsten König, den je die Welt gehabt, zu sehen - kein Wunder, dass da die jüdische Brust von Hoffnung und Stolz anschwoll, als ob der lang erwartete Augenblick für die Erhöhung des Samens Abrahams und die Segnung aller Nationen durch ihn vorhanden sei.

Groß war ihre Enttäuschung, als nach Salomon Tod das Königreich zerrissen und schließlich gänzlich zerstreut wurde, und das Volk, das als Gottes heilige Nation zu herrschen und alle Nationen zu segnen erwartet hatte, gefangen nach Babylon geführt wurde. „An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten.“ - Psalm 137

Doch wenn auch die Krone entfernt war, das bedeutet die Macht, sogar sich selbst zu regieren, von ihnen genommen war, das Recht zu regieren (das Zepter), das ursprünglich in Gottes Verheißung übertragen war, war nicht genommen worden. Obwohl dem Nebukadnezar und seinen Nachfolgern Universalherrschaft verliehen war, wie es in dem großen Standbild und durch die vier großen Tiere dargestellt ist, so sollte dieselbe doch nur eine begrenzte Dauer haben. Die ursprünglich Israel gegebene Verheißung musste erfüllt werden - die Krone war genommen, aber das Zepter blieb, bis Siloh kam. Dies war auch in dem Dekret gegen Zedekia ausgesprochen: Hinweg die Krone - ich will sie zertrümmern, bis der kommt, dem das Recht gebührt und dem ich es gebe.

Während der mit Abraham gemachte Bund das Beherrschen und Segnen der Welt durch seinen Samen verhieß, begrenzte und beschränkte der mit Israel, den Kindern Abrahams, geschlossene Gesetzesbund jenen abrahamitischen Bund so, dass nur diejenigen irgendwelchen Anspruch machen konnten oder ein Recht hätten zu hoffen, an dem im abrahamitischen Bund verheißenen Herrschen und Segnen teilzunehmen, die da dem Gesetz ganz und vollkommen gehorchten. Die Erkenntnis dieser Tatsache führte zu der Bildung der Sekte der Pharisäer, die da behaupteten, das Gesetz bis ins einzelnste und aufs genaueste zu erfüllen und „auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht wären, und die übrigen für nichts achteten“; diese nannten sie Zöllner und Sünder, sich selbst aber „Kinder Abrahams“, Erben der verheißenen und die Welt zu segnenden Herrschaft.

Die klare und kräftige Lehrweise unseres Herrn Jesus war zum Teil gegen die Irrtümer der Pharisäer gerichtet, gegen die Meinung, dass ihre genaue Verrichtung einiger äußerlicher Gesetzeszeremonien dem Buchstaben wie Geist desselben völlig gerecht werde. Unser Herr lehrte, was jeder Christ jetzt lernt, dass nämlich das Gesetz, wenn man es in seiner Fülle erkennt, so voller Majestät ist und dass der Mensch so gefallen und unvollkommen und von Versuchungen von außen wie auch von Schwächen von innen bedrängt ist, dass es nicht möglich ist, dass einer von ihnen dieses Gesetz vollkommen zu halten fähig wäre und den abrahamitischen Segen beanspruchen könne. Wenn unser Herr daher den Pharisäismus tadelt, so darf das nicht so verstanden werden, als ob er gegen ihr Bestreben, das Gesetz tadellos zu halten, Einspruch erhebe; noch auch, dass er sie darüber tadelte, dass sie das Gesetz nicht vollkommen hielten, was kein unvollkommener Mensch vermag. Aber er tadelte sie über die Heuchelei, dass sie sich und andern einredeten und so sich selbst betrogen, als ob sie vollkommen und heilig wären. Sie sowohl wie andere konnten sehen, dass das eine bloß äußerliche Reinigung war, während ihre Herzen unrein blieben und nicht dem Herrn geweiht waren. Er tadelte sie darüber, dass sie eine bloße Form der Gottseligkeit hatten und Gott mit den Lippen dienten, während ihre Herzen fern von ihm waren. Es hat also keiner, wie unser Herr und Paulus erklären, das Gesetz vollständig gehalten, noch konnte es irgend jemand (Joh. 7:19; Röm. 3:20), wenn sie auch zu einem viel vollkommeneren Halten des Gesetzes hätten kommen können, als sie es taten.

Nicht nur in Worten erklärte unser Herr, dass die volle Bedeutung des Gesetzes die sei: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Luk. 10:27), sondern er bestätigte dies auch in seiner vollen Selbstübergabe in den Willen und Plan Gottes, in seiner Vermeidung irgendwelchen eigenen Planes oder Zieles und aller Eigensucht - in einem aus vollem Herzen quellenden Tun des Willens Gottes mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und ganzer Kraft und seinen Nächsten liebend wie sich selbst; und all dies bis zum Tod.

Durch solche Erfüllung der Bedingungen des Gesetzes - durch vollkommenen Gehorsam gegen dasselbe, wie es keiner aus der unvollkommenen Menschenfamilie tun konnte - wurde unser Herr der Erbe aller jener Segnungen, die in dem am Berg Sinai mit Israel geschlossenen Gesetzesbund verheißen waren; und damit erwies er sich gleichfalls als „der Same Abrahams“, dem nun die ganze abrahamitische Verheißung gehörte. So erwarb sich unser Herr das Zepter (das verheißene Recht oder den Anspruch auf die Herrschaft der Erde), welches jahrhundertlanger Verheißung nach von einem aus dem Stamm Juda und dem Geschlecht Davids erworben und erlangt werden sollte. Der große Lohn, auf den Israel jahrhundertlang gehofft und wonach es sich gesehnt und gestrebt hatte, war endlich von dem Löwen (dem Starken) aus dem Stamme Juda gewonnen. Siloh, der große Friedensstifter, war gekommen: Er, der nicht allein durch das Blut seines Kreuzes zwischen Gott und dem Menschen Frieden machte, als er die Menschheit von der auf allen gerechterweise lastenden Verdammnis erlöste, sondern der auch, wenn er als König der Könige und Herr der Herren seine große Gewalt an sich nimmt und herrscht, alles Unrecht und Böse, alle Sünde entfernen und auf der sicheren Grundlage der Heiligkeit Frieden stiften wird. Er ist der Friedefürst.

Als das Zepter (das Recht) dem Bund gemäß auf unseren Herrn Jesus überging, da hörte der Gesetzesbund auf. Denn wie konnte Gott auch weiterhin noch, unter irgendwelchen Bedingungen, einem andern den Lohn anbieten, der schon von Siloh errungen war? Daher erklärte der Apostel, Christus habe dem Gesetz (Gesetzesbund) ein Ende gemacht, es „an das Kreuz“ genagelt. - Röm. 10:4; Kol. 2:14

So erwarb der „Fürst des Friedens“ für seine Untertanen sowohl Vergebung der Sünden als auch Wiederherstellung und gründete ein ewig dauerndes Königreich, das auf der Grundlage der Gerechtigkeit, wie es auf keine andere Weise hätte zu Stande gebracht werden können, errichtet werden wird. So wurde die Vorhersagung erfüllt: „Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen (Lenden) hinweg, bis das Siloh kommt.“ Da wich es von Juda und wurde „dem Löwen (dem Starken, dem hoch erhöhten, geistigen Wesen, dem Herrn der Herrlichkeit) aus dem Stamm Juda“ gegeben, der nun das Zepter (oder das Anrecht, den Besitztitel) als König der Könige und Herr der Herren inne hat.

Auch nach den siebzig Jahren der Gefangenschaft in Babylon, als etliche zurückkehrten und den Tempel und die Mauer der Stadt wieder aufbauten, waren es solche, welche die Verheißung Gottes in Ehren hielten, und die „auf den Trost Israels warteten.“ Sie sammelten sich um den Stamm Juda und gedachten an Gottes Verheißung, dass der Herrscher, der Befreier, der große Siloh oder Friedensstifter, aus jenem Stamm kommen solle. Doch ach! als der Friedevolle, der Frieden machte und die Versöhnung für die Sünden durch das Blut seines Kreuzes bewerkstelligte, kam, da verachteten und verwarfen sie ihn. Sie erwarteten keinen großen Hohenpriester, sondern einen großen General, einen Feldherrn.

Siloh, der um seines Gehorsams bis zum Tode willen bei seiner Auferstehung das Zepter und „alle Gewalt“ erhielt, wird in der Tat zuerst Israel segnen; jedoch nicht das fleischliche Israel, denn das sind nicht alle wahre Israeliten, die dem Fleische nach so genannt werden. (Röm. 9:6) Siloh, der Erbe, sucht und findet Kinder Abrahams nach dem Geist, die da Abrahams Art, Glauben und Gehorsam an sich tragen - sowohl aus seiner natürlichen Nachkommenschaft als auch aus den Heiden (Nationen) - als „ein Volk zu seinem Namen.“ (Apg. 15:14) Und nach diesem (nachdem das Sammeln seiner auserwählten Kirche vollendet ist - in der Ernte oder am Ende des christlichen Zeitalters, am Schluss der Heidenzeiten) wird seine Gnade zurückkehren, und die Ruinen (Trümmer) Israels und schließlich die aller Geschlechter der Erde wieder bauen auf einer besseren Grundlage als es je ein Menschenherz erdacht hat. Er, der jetzt das Zepter hält - „dem das Recht gebührt“ zur Herrschaft - wird beim Ablauf der Heidenzeiten auch die Krone empfangen; „und ihm werden die Völker gehorchen.“ (1. Mose 49:10) Das Zepter oder Anrecht auf „alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ wurde ihm bei seiner Auferstehung gegeben, doch er erwartet des Vaters bestimmte Zeit - bis zum Ende der Heidenzeit - ehe er seine große Gewalt an sich nimmt und seine glorreiche Herrschaft beginnt. - Offb. 11:17, 18

Nun behalte das für den Anfang dieser Zeiten der Nationen gefundene Datum - nämlich 606 v.Chr. - im Sinn, während wir darangehen, den Beweis dafür zu erbringen und zu untersuchen, dass ihre Länge 2520 Jahre beträgt und mit dem Jahre 1914 zu Ende geht.

Wir dürfen nicht erwarten, dies in so und so vielen Worten zu finden. Wäre es so ausgesagt, so würde es früher, als es sollte, bekannt geworden sein. Es ist solcherweise gegeben worden, dass es bis zu „der Zeit des Endes“ verborgen blieb. - Dan. 12:4, 9

Aus den Worten unseres Herrn: „Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis dass die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden“, geht nicht nur hervor, dass die Herrschaft der Nationen eine begrenzte und bestimmte ist, sondern sie geben auch zu verstehen, dass diese „Zeiten“ mit der irdischen Stadt Jerusalem und mit dem fleischlichen Haus Israel zusammenhängen und danach bemessen werden. Und der Gedanke kommt: Mag es sein, dass Gott betreffs der Geschichte Israels etwas vorhergesagt hat, das uns das genaue Maß jener „Zeiten,“ von denen unser Herr redet, angibt? Und so ist es.

Schlagen wir das dritte Buch Moses auf, so finden wir irdische und geistliche Segnungen wie Drohungen verzeichnet. Wenn Israel Gott treu bleiben würde, so würden sie vor anderen Völkern gesegnet werden; wenn nicht, so würde sie sicheres Unglück ereilen. Schließlich lesen wir: „Und ich werde wandeln in eurer Mitte und werde euch zum Gott sein und ihr werdet mir zum Volk sein....Wenn ihr mir aber nicht gehorcht und nicht tut alle diese Gebote ... so richte ich mein Angesicht wider euch, dass ihr geschlagen werdet von euren Feinden, und eure Hasser werden über euch herrschen.“ „Und ihr werdet vergeblich euren Samen säen, denn eure Feinde werden ihn essen.“ „Und wenn ihr auf dies hin (trotz alledem) mir nicht gehorcht, so werde ich euch siebenmal (sieben Zeiten) mehr züchtigen wegen eurer Sünden.“ - 3. Mose 26:17, 18, 24, 28

Diese Drohung von „siebenmal“ (sieben Zeiten) mehr wird viermal genannt. Die verschiedenen vor diesen „sieben Zeiten“ erwähnten Strafen beziehen sich auf die verschiedenen Gefangenschaften unter den Assyrern, Moabitern, Midianitern, Philistern, usw., usw., während welchen Gottes Sorge stets über ihnen waltete. Seine Verfahrungsweise mit ihnen war „Gebot an Gebot, Regel an Regel, hier ein wenig, dort ein wenig“; doch hielt er sie fest, und wenn sie umkehrten und zu ihm schrieen, so erhörte er sie und rettete sie vor ihren Feinden. (Richter 3:9,15) Doch als diese Züchtigungen fruchtlos blieben, wandte er die angedrohte siebenmalige an. Die Krone (Herrschaft) wurde für immer hinweggenommen und Israel wie auch die ganze Welt wurde für sieben Zeiten den tierischen Mächten unterworfen. Es widerfuhr ihnen gemäß der göttlichen Warnung: „Und wenn ihr auf dieses (die vorigen Züchtigungen) hin mir nicht gehorcht, so werde ich euch siebenmal („sieben Zeiten“) mehr züchtigen.“

Der Zusammenhang, in dem diese Drohung, „sieben Zeiten“ hinzuzufügen, sich vorfindet, zeigt an, dass dieselbe ein letztes und schließliches Strafmittel sein sollte, nachdem die anderen Züchtigungen wiederholentlich ihren Zweck, sie dauernd zu bessern, verfehlt hatten. Die Strafen dieser „sieben Zeiten“ wird das beabsichtigte Ziel, sie gründlich vor dem Herrn zu demütigen, erreichen und sie so zubereiten, seine Segnungen zu empfangen. Diese sieben Zeiten beziehen sich also auf die Länge der Zeit, während welcher die Heiden über sie herrschen sollten. Und auf diese Periode von „sieben Zeiten“ nimmt unser Herr ohne Zweifel Bezug, wenn er von „den Zeiten der Heiden“ redet, während welcher Jerusalem zertreten sein soll.

Den Zeitpunkt, an dem diese geringeren Gefangenschaften und Züchtigungen dieser letzten, großen Nationalzüchtigung von „sieben Zeiten“ Platz machen sollten, haben wir schon gezeigt. Es war damals, als ihr letzter König, Zedekia, hinweg geführt wurde; von diesem Zeitpunkte an datiert eine lange Periode der Züchtigung, die vorhergesagten „sieben Zeiten“ oder 2520 Jahre.

Eine „Zeit“ wird in der Bibel im Sinn von einem Jahr gebraucht, sei es nun ein buchstäbliches oder symbolisches (bildli­ches); aber zur Zeit des Ausspruches der Prophezeiung konnte man nicht wissen, ob die angegebene Zeit buchstäblich oder symbolisch zu verstehen sei. Die Propheten forschten fleißig, doch vergeblich, um zu erfahren, welche oder welcherlei Zeit (ob buchstäbliche oder symbolische) vom Geist angedeutet sei. (1. Petr. 1:11) Ein symbolisches Jahr wird biblischem Gebrauch gemäß nach dem Mondjahr berechnet: zwölf Monate von je dreißig Tagen oder dreihundertsechzig Tage, jeder Tag ein Jahr vertretend. Folglich vertritt eine „Zeit“ oder ein Jahr, wenn es symbolisch ist, dreihundert und sechzig (360) symbolische Tage, und „sieben Zeiten“ würden zweitausend fünfhundert zwanzig (360 mal 7 = 2520) symbolische Tage ausmachen, welche die gleiche Zahl buchstäblicher Jahre vertreten.

Die Frage, die sich erhebt, ist: Waren diese „sieben Zeiten“ buchstäblich oder symbolisch? Nehmen sie Bezug auf sieben Jahre oder auf zweitausend fünfhundert zwanzig Jahre? Wir antworten, es waren symbolische Zeiten, 2520 Jahre. Sie können nicht als sieben buchstäbliche Jahre verstanden werden; denn Israel hatte manche Gefangenschaften von längerer Dauer durchgemacht. Sie haben z.B. dem König von Mesopotamien acht Jahre gedient, dem König von Moab achtzehn Jahre, dem König Jabin zwanzig Jahre, den Philistern eine Periode von achtzehn Jahren und eine andere von vierzig Jahren. (Richter 3:8,14; 4:1,2; 10:7; 13:1), außer ihrer siebzigjährigen in Babylon. Alle diese Perioden waren viel länger als „sieben Zeiten“ buchstäblicher Jahre. Da diese aber als letzte, größte und schließliche Strafe genannt werden, so beweist dies, dass symbolische und nicht buchstäbliche Zeit gemeint ist, obschon das hebräische Wort für siebenmal (sieben Zeiten) in 3. Mose 26:18, 21, 24, 28 dasselbe ist, wie in Dan. 4:13, 20, 22, 29 (Elberf.-Übers. - Vers 16, 23, 25, 32). Und eigentümlich, es wird noch dazu in beiden Fällen viermal wiederholt. In Nebukadnezars Fall waren es buchstäbliche Jahre, doch wie wir noch sehen werden, sowohl Nebukadnezar als auch seine „sieben Zeiten“ waren vorbildlich.

Die „sieben Zeiten“ der Erniedrigung Nebukadnezars (Dan. 4:16, 23-26) erwiesen sich als sieben eigentliche Jahre, indem sie tatsächlich so erfüllt wurden. Aber ebenso hat sich die Unterwerfung Israels und der Welt unter die „obrigkeitlichen Gewalten„ (Röm. 13:1) als eine von sieben symbolischen Zeiten - als zweitausend fünfhundert zwanzig buchstäbliche Jahre - bestätigt. An dieser Periode fehlen jetzt nur noch sechsundzwanzig Jahre, um erfüllt zu sein, und auf allen Seiten sind Bewegungen im Gange, die auf das Ende der Heiden - oder Nationenherrschaft und auf das Herbeikommen dauernder Gerechtigkeit und all der Segnungen des Neuen Bundes für Israel und die ganze seufzende Kreatur hindeuten.

Das Ende von Israels sieben Zeiten

Diese lange Periode („sieben Zeiten“ oder 2520 Jahre) der Züchtigung Israels ist die Periode der Nationenherrschaft - der „Zeiten der Nationen.“ Da, wie wir schon gezeigt haben, die „Zeiten der Nationen“ mit dem Jahr 606 v.Chr. begannen und zweitausend fünfhundert zwanzig Jahre dauern sollten, so enden sie mit dem Jahr 1914. (2520 - 606 = 1914.) Dann werden die im letzten Teil desselben Kapitels (3. Mose 26:44, 45) verzeichneten Segnungen in Erfüllung gehen. Gott wird des Bundes, den er mit Israels Vätern gemacht hat, gedenken und ihn in Erfüllung gehen lassen. - siehe Röm. 11:25-27

Manchem möchte dies folgenderweise noch klarer werden:

 

Israels „sieben Zeiten“ der Züchtigung = 2520 Jahre.
Sie begannen, als der Besitz der Gewalt den Nationen überliefert wurde, was, wie wir gezeigt haben, 606 v.Chr. stattfand. Folglich verflossen bis zum Jahre 1,

606
Jahre. 
von dieser Periode, und der Rest zeigt das Datum nach Christo an, nämlich,
1914          

Zum Beweis, dass nach biblischem Sprachgebrauch in symbolischer Prophezeiung ein Tag für ein Jahr steht, führen wir die folgenden Fälle an, die so erfüllt worden sind: - 1. Die Kundschafter mussten bei ihrer Erforschung Kanaans vierzig Tage auf der Wanderschaft sein. Dies war typisch von den vierzig Jahren der Wanderung Israels in der Wüste. (4. Mose 14:33, 34) 2. Als Gott Israel durch den Hesekiel eine Zeit der Drangsal ankündigen wollte, ließ er dieselbe von dem Propheten symbolisieren und erklärte: „Je einen Tag für ein Jahr habe ich dir auferlegt.“ (Hes. 4:1-8) 3. In jener bedeutsamen und schon erfüllten Prophezeiung Daniels (9:24-27), die wir im vorigen Kapitel untersuchten, ist symbolische Zeit gebraucht. In derselben wird die Zeit bis zur Salbung unseres Herrn angegeben und ebenfalls die sieben Jahre der darauffolgenden Begünstigung Israels, in deren Mitte der Messias weggerafft oder ausgerottet werden sollte. Jeder Tag der siebzig symbolischen Wochen repräsentierte (vertrat) ein Jahr und ist so erfüllt worden. 4. Wiederum in Dan. 7:25 und 12:7 wird die Periode des Triumphes des Papsttums als drei und eine halbe Zeit angegeben, und dies wurde, wie wir wissen und es nachweisen werden, in eintausend zweihundert sechzig Jahren (360 mal 3 ½ = 1260) erfüllt. Dieselbe Periode wird in der Offenbarung erwähnt. In Kapitel 12:14 wird sie drei und eine halbe Zeit genannt (360 mal 3 ½ = 1260); in Kapitel 13:5 wird sie als zweiundvierzig Monate (30 x 42 = 1260) bezeichnet; und in Kapitel 12:6 heißt es, sie sei eintausend zweihundert sechzig Tage lang. Die Erfüllung dieser Prophezeiungen wird später ganz besonders untersucht werden. Für jetzt genüge es zu sagen, dass das Wort „Zeit“, wie es sonst wo vom Geist gebraucht wird, heutzutage noch genauso gebraucht wird; - ferner, dass in symbolischer Weissagung eine Zeit ein symbolisches Jahr von dreihundert und sechzig Jahren ist; und die Tatsache, dass drei und eine halbe Zeit, womit der Sieg der abtrünnigen Kirche gemessen ist, in zwölfhundert sechzig Jahren erfüllt wurde, stellt die Regel fest, nach welcher die sieben Zeiten der Nationenherrschaft berechnet sind (360 x 7 = 2520) und beweist, dass deren Ende auf das Jahr 1914 n.Chr. fällt; denn wenn drei und eine halbe Zeit 1260 Tage (Jahre) ist, so müssen sieben Zeiten gerade zweimal so lang sein, nämlich 2520 Jahre.

Wären Israels „sieben Zeiten“ in buchstäblicher Zeit (in sieben Jahren) erfüllt worden, so würden die Segnungen, die durch Gottes bedingungslosen Bund mit ihren Vätern verbürgt waren, eingetroffen sein. (siehe 3. Mose 26:45 und Röm. 11:28) Aber dies war nicht der Fall. Noch nie haben sie diese Segnungen genossen; und Paulus sagt (Röm. 11:25, 26), dieser Bund werde nicht erfüllt, bis die christliche Kirche, Herauswahl, der Leib Christi, wie ihr Erlöser, vollkommen gemacht ist. Durch Christus und seine Braut soll der Bund in Wirksamkeit treten. „Dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel machen werde nach jenen Tagen (das bedeutet nach den sieben Zeiten der Züchtigung), spricht Jehova: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es in ihr Herz schreiben; und ich werde ihnen zum Gott, und sie werden mir zum Volk sein. Und sie werden nicht mehr ein jeder seinen Nächsten und ein jeder seinen Bruder lehren und sprechen: Erkennt Jehova! Dann sie alle werden mich erkennen von ihren Kleinsten bis zu ihren Größten, spricht Jehova. Denn ich werde ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.“ (Jer. 31:33, 34; Hebr. 10:16, 17) „In jenem Tagen (den Tagen der Gnade, die auf die sieben Zeiten der Züchtigung folgen) wird man nicht mehr sagen: Die Väter haben Herlinge gegessen, und die Zähne der Söhne sind stumpf geworden; sondern ein jeder, (der da stirbt) wird für seine Missetat sterben; jeder Mensch, der Herlinge isst, dessen Zähne sollen stumpf werden.“ - Jer. 31:29, 30

Die Wiederherstellung aus Babylon am Ende der siebzig Jahre war keine Freilassung von der Nationenherrschaft; denn seitdem sind sie stets ein tributpflichtiges Volk gewesen. Jene Wiederherstellung diente nur dazu, ein Volk zu erhalten, dem der Messias dargeboten werden sollte. Während und weil Israel schon unter der Botmäßigkeit der Nationenherrschaft stand, erklärte unser Herr, dass sie in dieser unterdrückten Lage verbleiben würden, bis die Zeiten der Nationen abgelaufen oder erfüllt seien. Die Welt ist Zeuge davon, dass Israels Strafe unter der Nationenherrschaft ununterbrochen seit 606 v.Chr. angedauert hat und noch fortdauert; und kein Grund ist vorhanden, ihre nationale Reorganisation früher als 1914 - am Endpunkt ihrer „sieben Zeiten“, der 2520 Jahre - zu erwarten. Doch da diese lange Periode ihrer nationalen Züchtigung sich ihrem Ende nähert, so können wir deutliche Anzeichen sehen, dass der unfruchtbare Feigenbaum im Begriffe ist, auszuschlagen - ein Zeichen, dass die Winterszeit des Bösen zu Ende läuft und der Millenniumssommer herbeikommt, der sie völlig zu ihrem verheißenen Erbe und zu nationaler Unabhängigkeit wiederherstellen wird. Der Umstand, dass jetzt große Vorbereitungen im Gange sind und große Erwartungen in Bezug auf Israels Rückkehr ins eigene Land gehegt werden, ist schon an und für sich ein starker Tatsachenbeweis, der diese Lehre der Schrift bestätigt. Über die Bedeutung solch eines Ereignisses siehe Band 1.

Noch ein anderweitiges Zeugnis

 Eine andere Ansicht der Heidenzeiten ist durch Daniel, Kapitel 4, dargeboten. Hier wird die ursprüngliche Herrschaft des Menschen über die ganze Erde, ihre Hinwegnahme und die Gewissheit, dass ihre Wiederherstellung am Ende der Nationenzeit beginnt, aufs kräftigste in einem Nebukadnezar gewordenen, von Daniel ausgelegten und an Nebukadnezar erfüllten Traum veranschaulicht.

In seinem Traum schaute Nebukadnezar, „und siehe, ein Baum stand mitten auf der Erde, und seine Höhe war gewaltig. Der Baum wurde groß und stark, und seine Höhe reichte bis an den Himmel, und er wurde gesehen bis an das Ende der ganzen Erde; sein Laub war schön und seine Frucht zahlreich, und es war Nahrung an ihm für alle; die Tiere des Feldes fanden Schatten unter ihm, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen; und alles Fleisch nährte sich von ihm....Und siehe, ein Wächter und Heiliger stieg vom Himmel nieder. Er rief mit Macht und sprach also: Haut den Baum um und schneidet seine Zweige weg; streift sein Laub ab und streut seine Frucht umher! Die Tiere unter ihm sollen wegfliehen und die Vögel aus seinen Zweigen! Doch seinen Wurzelstock lasset in der Erde, und zwar in Fesseln von Eisen und Erz, im Gras des Feldes; und von dem Tau des Himmels werde er benetzt, und mit den Tieren habe er Teil an dem Kraut der Erde. Sein menschliches Herz werde verwandelt, und das eines Tieres ihm gegeben; und sieben Zeiten sollen über ihm vergehen. Durch Beschluss der Wächter ist dieser Ausspruch, und ein Befehl der Heiligen ist diese Sache: auf dass die Lebenden erkennen, dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht, und es verleiht, wem er will, und den Niedrigsten der Menschen darüber bestellt.“

Dieser merkwürdige Baum stellte in seiner Herrlichkeit und Schönheit die ursprüngliche Herrschaft über die Erde dar, wie sie dem menschlichen Geschlecht in ihrem Vertreter und Haupt, Adam, gegeben war. Zu ihm hatte Gott gesagt: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie euch untertan, und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alles Getier, das sich regt auf der Erde!“ (1. Mose 1:28) Die ursprüngliche Herrlichkeit des Menschen und die in ihn gelegte Macht war in der Tat groß und schön. Sie erstreckte sich über die ganze Erde, um alle lebendigen Wesen zu beglücken, zu nähren, zu schützen und zu beschirmen. Doch als die Sünde kam, da kam der Befehl, den Baum umzuhauen, und die Herrlichkeit, Schönheit und Macht der Menschheit schwand dahin; und die niedere Kreatur fand unter ihr keinen Schirm, Schutz und Segen mehr. Der Tod fällte den großen Baum, zerstreute seine Früchte und Blätter und ließ die niedere Kreatur ohne ihren Herrn und Beschützer.

So weit es den Menschen betraf, war alle Möglichkeit, die verlorene Herrschaft wieder zu gewinnen, hoffnungslos dahin. Aber nicht so war es von Gottes Standpunkt aus. Die Herrschaft rührte ursprünglich von seinem Plan her und war eine Gabe seiner Gnade; und obwohl er befohlen hat, sie niederzureißen, so blieb doch die Wurzel - Gottes Vorsatz und Plan einer Wiederherstellung - wenn auch mit starken Ketten gebunden, so dass sie nicht eher wieder ausschlage, bis die von Gott bestimmte Zeit gekommen sei.

Wie das Bild im Traum von dem Stumpf eines Baumes sich in einen Menschen umwandelte, der in die Gesellschaft und Ähnlichkeit mit den Tieren erniedrigt wurde und dessen Vernunft entwich und dessen ganze Herrlichkeit entschwand; so sehen wir es am Menschen, dem gefallenen, herabgesetzten Herrn der Erde: Seine Herrlichkeit und Herrschaft ist dahin. Von dem Augenblick an, da der Urteilsspruch erging, hat das Geschlecht sein Teil mit den Tieren gehabt, und das menschliche Herz ist tierisch und verderbt geworden. Wie getreu ist das Bild, wenn wir den gegenwärtigen und vergangenen, halb zivilisierten und wilden Zustand der großen Masse des Menschengeschlechtes betrachten, und dass selbst die kleine Minderheit, welche die abwärts führende Richtung aufzuhalten trachtet, nur in einem beschränkten Grade Erfolg hat, und das unter großer Mühe und beständiger Anstrengung. Das Geschlecht muss in seiner Erniedrigung unter der Herrschaft des Bösen verbleiben, bis die Lektion gelernt ist, „dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will.“ Und während die Menschen in diesem gefallenen Zustand sind, erlaubt es Gott vielen der niedrigsten Charaktere unter ihnen, über sie zu herrschen, auf dass ihre bittere Erfahrung sich in der Zukunft als von dauerndem Nutzen erweise.

Allerdings gemäß der Auslegung Daniels „widerfuhr all dies Nebukadnezar, dem König“, und in seinem vernunftlosen, gefallenen, tierischen Zustand wandelte er unter den Tieren, bis sieben Zeiten (sieben eigentliche Jahre in seinem Fall) über ihn hingingen. Daniels Auslegung des Traumes nimmt nur Bezug auf seine Erfüllung an Nebukadnezar. Aber der Umstand, dass der Traum und die Auslegung hier so sorgfältig erzählt werden, ist Beweis, dass dies zu einem Zweck geschah; und der Umstand, dass er als Darstellung des göttlichen Planes so genau zutrifft und passt, wonach dies ganze Geschlecht zu seiner Züchtigung und Besserung der Herrschaft des Bösen unterworfen wurde, damit Gott dasselbe zu seiner Zeit wiederherstelle und in Gerechtigkeit und dauerndes Leben wiedereinsetze, berechtigt uns, ihn als beabsichtigtes Vorbild anzunehmen.

In seiner Erfüllung an Nebukadnezar ist der Traum besonders beachtenswert, wenn wir bedenken, dass er zum vertretenden Herrscher-Haupt der menschlichen Herrschaft gemacht worden war (Dan. 2:38), und dass er durch den Propheten in fast eben denselben Worten als Herr der Erde angeredet wurde, in denen Gott im Anfang zu Adam redete - „Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht und die Gewalt und die Ehre gegeben hat; und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt.“ (Dan. 2:37, 38; vergleiche 1. Mose 1:28) Später empfing Nebukadnezar um seiner Sünde willen die „sieben Zeiten“ Züchtigung, nach welcher seine Vernunft zurückzukehren begann und seine Wiedereinsetzung in die Herrschaft vollzogen wurde. Er wurde in sein Königreich wiedereingesetzt und erhielt noch größere Macht, nachdem er die nötige Lektion gelernt hatte. Hierauf beziehen sich die folgenden Worte:

„Am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder; und ich pries den Höchsten, und rühmte und verherrlichte den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist, und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht währt. Und alle Bewohner der Erde werden wie nichts geachtet, und nach seinem Willen tut er mit den Bewohnern der Erde; und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du? Zur selben Zeit kam mir mein Verstand wieder, und zur Ehre meines Königtums kamen meine Herrlichkeit und mein Glanz mir wieder, ...und ich wurde wieder in mein Königtum eingesetzt und ausnehmende Größe wurde mir zugefügt. Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König des Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit und dessen Wege Recht sind, und der zu erniedrigen vermag, die in Hoffart wandeln.“

Die Erniedrigung des Nebukadnezar war vorbildlich von der Erniedrigung der Menschheit unter tierische Obrigkeiten während sieben symbolischer Zeiten - das ist ein Jahr für einen Tag gerechnet 2520 Jahre - von seiner Zeit an gezählt. Und beachte, dies entspricht genau den über Israel vorhergesagten sieben Zeiten, die, wie wir soeben gesehen haben, mit 1914 zu Ende gehen. Denn unter diesem Nebukadnezar war es, dass Israel gefangen nach Babylon geschleppt wurde, als die Krone des Königreiches Gottes von ihnen genommen worden war und ihre sieben Zeiten ihren Anfang nahmen.

In vollkommener Übereinstimmung hiermit steht es, dass Gott bei der Darstellung dieser Heidenobrigkeiten dieselben dem Daniel als eben so viele wilde Tiere abbildete, während das Königreich Gottes, das nach ihrem Ende aufgerichtet werden soll, als einem wie eines Menschen Sohn gegeben, dargestellt wird.

Wenn es nicht dafür wäre, die Gesunkenheit und die Dauer der Heidenzeiten voraus abzuschatten, so wüssten wir keinen Grund, warum dieses Stück der Geschichte eines heidnischen Königs aufgezeichnet worden ist. Dass seine sieben Jahre der Gesunkenheit die menschliche Erniedrigung treffend veranschaulichen, ist eine Tatsache; dass Gott eine Wiederherstellung der Herrschaft über die Erde verheißen hat, nachdem die Menschheit gewisse, wichtige Lehren gelernt hat, ist ebenfalls eine Tatsache; und dass die sieben symbolischen Punkte zu Ende gehen, da die Menschheit ihre eigene Gesunkenheit und gegenwärtige Unfähigkeit, die Welt zu ihrem Besten zu regieren, erkennt und daher bereit ist für Gottes Königreich und Herrschaft, ist eine dritte Tatsache. Und das Passende der Darstellung nötigt die Überzeugung auf, dass Nebukadnezars sieben Jahre, während sie an ihm buchstäblich erfüllt wurden, die noch größere und breitere Bedeutung besaßen, als Bild die sieben symbolischen Zeiten der Heidenherrschaft darzustellen.

Das genaue Datum der Erniedrigung Nebukadnezars wird nicht angegeben und ist auch nicht nötig, weil die Periode seiner Gesunkenheit den ganzen Zeitraum der Nationen vorbildete. Diese begann als die Krone des vorbildlichen Königreiches Gottes von Zedekia entfernt wurde. Es war tierisch vom ersten Anfang an, und ihre Zeiten sind gezählt; ihre Grenzen sind von Jehova gesetzt und können nicht überschritten werden.

Wie ermunternd ist die Aussicht, die uns am Schluss dieser sieben Zeiten vorgeführt ist! Weder Israel, noch die von jenem Volk bildlich vertretene Welt wird länger durch tierische Heiden- (Nationen-) Mächte niedergetreten, unterdrückt und missregiert werden. Das Königreich Gottes und seines Christus wird auf Erden hergestellt sein, und Israel und die ganze Welt wird unter seiner rechten und gerechten Oberhoheit gesegnet werden. Hier wird die Wurzel der Verheißung und der Hoffnung, die zuerst in Eden gepflanzt (1. Mose 3:15) und über die Flut getragen und in Israel, dem vorbildlichen Volk, eingesenkt worden war (1. Mose 12:1-3), wieder zu sprossen anfangen. Sie fing beim ersten Advent unseres Herrn an zu sprossen, aber die fest bestimmte Zeit für ihr Erblühen und in der Wiederherstellung aller Dinge ihre köstliche Frucht zu tragen, war noch nicht gekommen. Aber am Ende der Zeiten der Nationen werden die sicheren Anzeichen des Frühlings nicht ausbleiben, und reich wird die Sommerfrucht und herrlich die Herbsternte sein, die eingeheimst und in dem ewigen Zeitalter, das dann folgt, genossen werden wird. Dann wird der ursprüngliche Herr der Erde mit wiederhergestellter Vernunft, mit noch höherem Glanz und größerer Herrlichkeit als in dem Vorbild völlig wieder eingesetzt werden, und den König vom Himmel wird er preisen, erheben und ehren.

Schon bemerken wir, wie Vernunft zur Menschheit zurückkehrt. Die Menschen wachen auf, bis zu gewissem Grade ihre Gesunkenheit zu empfinden, und sind darauf aus, ihre Lage zu verbessern. Sie sinnen nach, planen, entwerfen einen besseren Zustand als den, dem sie sich unter den tierischen Mächten unterstellt hatten. Jedoch ehe sie dazu kommen, Gott und seine Herrschaft über alle anzuerkennen, werden sie noch einen weiteren schrecklichen Anfall von Wahnsinn durchmachen, aus welchem Ringen sie schwach, hilflos, erschöpft, aber mit ihrer Vernunft so weit wiederhergestellt erwachen werden, dass sie die Herrschaft dessen anerkennen und vor dem sich beugen werden, der da kommt, die lang verlorene erste Herrschaft auf einer dauerhaften Grundlage der Erfahrung und Erkenntnis von Gutem und Bösem wiederherzustellen.

Es ist wahr, es heißt große Dinge erwarten, wenn man behauptet, wie wir tun, dass in dem kommenden sechs und zwanzig Jahren alle gegenwärtigen Regierungen gestürzt und aufgelöst sein werden; aber wir leben in einer besonderen und sonderbaren Zeit, in dem „Tag Jehovas“ in dem sich die Dinge schnell entwickeln; und es steht geschrieben: „Der Herr wird eine abgekürzte Sache tun (kurzen Prozess machen) auf Erden.“ (Röm. 9:28; siehe Band 1, Studie 15) Seit den letzten elf Jahren wurde dies gepredigt und gedruckt wie oben ausgeführt; und in dieser kurzen Zeit ist das Entstehen von Einflüssen und Veranstaltungen, um auch die stärksten Reiche der Erde zu untergraben und mit dem Einsturz zu bedrohen, wunderbar gewesen. In dieser Zeit sind Kommunismus, Sozialismus und Nihilismus mit Macht ins Dasein gesprungen und verursachen schon jetzt sehr unangenehme Gefühle unter den Herrschern und den Hochgestellten der Erde, indem sie „ver­schmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen“ (Luk. 21:26); denn die gegenwärtigen Mächte werden gewaltig erschüttert werden und schließlich mit einem großen Tumult verschwinden.

Im Hinblick auf diesen starken biblischen Beweis in betreff der Zeiten der Nationen betrachten wir es als feststehende Wahrheit, dass das schließliche Ende der Reiche dieser Welt und die volle Herstellung des Königreiches Gottes um 1914 vollzogen sein wird. Dann wird das seit dem Fortgang ihres Herrn bis jetzt fortwährende Gebet der Kirche (Herauswahl), „Dein Reich komme“ erhört sein; und unter seiner weisen und gerechten Verwaltung wird die Erde mit der Herrlichkeit des Herrn, mit Erkenntnis, Gerechtigkeit und Friede erfüllt sein (Ps. 72:19; Jes. 6:3; Hab. 2:14); und der Wille Gottes wird dann geschehen „auf Erden wie im Himmel.“

Daniels Aussage, dass Gottes Königreich nicht erst aufgerichtet werden wird, wenn diese Reiche der Welt aufgelöst sind, sondern schon in ihrem Tagen, während sie noch bestehen und Gewalt haben, und dass Gottes Königreich es ist, das all diese Reiche zerschlagen und verzehren wird (Dan. 2:44), verdient unsere besondere Beachtung. Ähnlich war es mit jedem dieser tierischen Obrigkeiten. Sie bestanden schon, ehe sie Universal-, Welt-Herrschaft erlangten. Babylon bestand lange, ehe es Jerusalem eroberte und die Herrschaft erlangte (Dan. 2:37, 38); Medo-Persien bestand, ehe es Babylon besiegte; und so mit allen Reichen. Sie mussten zuerst vorhanden sein und größere Macht empfangen, ehe sie andere besiegen konnten. So auch mit Gottes Königreich. Es hat in einer Embryo- (Keim-) Gestalt achtzehn Jahrhunderte lang bestanden, war aber mit der übrigen Menschheit den „von Gott verordneten Gewalten“ unterstellt. Bis deren „sieben Zeiten“ ablaufen, kann das Königreich Gottes nicht zur Universalherrschaft gelangen. Ehe es jedoch jene Reiche in Stücke zerschlagen kann, muss es gleich ihnen die für den Umsturz derselben nötige Macht erhalten.

So nimmt unser Herr an diesem „Tag Jehovas“, dem „Tag der Drangsal“, seine (bis dahin schlummernde) große Gewalt an sich und herrscht, und dies ist es, was die Trübsal verursacht, wenn die Welt es auch eine Zeitlang noch nicht merken wird. Dass die Heiligen an diesem Werk, die gegenwärtigen Reiche in Stücke zu schlagen, beteiligt sein werden, darüber kann kein Zweifel bestehen. Es steht geschrieben: „Ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisernen Fesseln; an ihnen auszuüben das geschriebene Gericht! Das ist die Ehre aller seiner Heiligen.“ (Ps. 149:8, 9) „Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße (werden die Reiche) zerschmettert werden.“ - Offb. 2:26, 27; Ps. 2:8, 9

Der große Unterschied aber, der, wie wir schon ausgeführt haben, zwischen dem Königreich Gottes und den tierischen Reichen dieser Welt besteht, lässt auch auf einen großen Unterschied in der Kampfesweise schließen. Die Art des Kampfes und des Zerschlagens auf Seiten der Heiligen wird von der Weise verschieden sein, wie je zuvor Nationen gestürzt worden sind. Er, der jetzt seine große Macht an sich nimmt, um zu herrschen, wird bildlich (Offb. 19:15) als einer dargestellt, dessen Schwert aus seinem Mund ging, „dass er damit die Nationen schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute.“ Dieses Schwert ist die Wahrheit (Eph. 6:17); und die jetzt lebenden Heiligen wie auch manche aus der Welt werden jetzt als Streiter des Herrn verwandt, um Irrtümer und Böses zu stürzen. Doch niemand schließe daraus voreilig, dass eine friedliche Bekehrung der Nationen hier abgebildet sei, denn viele Schriftstellen, wie Offb. 11:17, 18; Dan. 12:1; 2. Thess. 2:8; Psalm 149 und 47, lehren das gerade Gegenteil.

Man verwundere sich daher nicht, wenn wir in den nachfolgenden Kapiteln Beweise beibringen, dass das Aufrichten des Königreiches Gottes schon angefangen habe, dass in der Prophezeiung aufgezeichnet steht, dass das Jahr 1878 die Zeit sei, da die Ausübung seiner Macht beginnen sollte, und dass die „Schlacht des großen Tages Gottes des Allmächtigen“ (Offb. 16:14), die im Jahre 1914 zu Ende gehen soll, bereits angefangen hat.

Das schon geschärfte Schwert der Wahrheit soll jedes schlechte System und alle üble Einrichtung - bürgerliche, gesellschaftliche wie kirchliche - schlagen. Nein mehr, wir sehen sogar, dass das Schlagen schon begonnen hat. Freiheit des Denkens, bürgerliche und religiöse Freiheit und Menschenrechte, lange Zeit unter Königen und Kaisern, Päpsten, Synoden, Konzilien, Traditionen und Glaubenssatzungen aus dem Auge verloren, werden gewürdigt und hervorgezogen, wie nie zuvor. Der innere Kampf ist schon in der Gärung begriffen. Es wird nicht lange dauern, da bricht es wie ein verzehrendes Feuer hervor, und menschliche Systeme und Irrtümer, die jahrhundertlang die Wahrheit in Fesseln schlugen und die seufzende Kreatur unterdrückten, müssen vor ihm schmelzen. Ja, Wahrheit - und weitverbreitete und wachsende Erkenntnis derselben - ist das Schwert, das die Häupter über viele Lande beunruhigt und verwundet. (Ps. 110:6) Und doch, was für ein Segen ist in diesem Trubel verborgen: Er wird die Menschheit zu einer volleren Würdigung von Gerechtigkeit und Wahrheit unter der Herrschaft des Königs der Gerechtigkeit zubereiten.

Wenn die Menschen schließlich dahin kommen zu sehen, dass „Recht zur Richtschnur und Gerechtigkeit zum Senkblei“ gemacht wird (Jes. 28:17), dann werden sie auch lernen, dass nur allein die genauesten und strengsten Regeln der Gerechtigkeit die von allen herbeigewünschten Segnungen sichern können. Durch und durch von ihren eigenen Wegen und der elenden Frucht der Selbstsucht unbefriedigt, werden sie die gerechte Herrschaft, die dann die Zügel ergreift, mit Freuden willkommen heißen und sich ihr willig unterwerfen. Und so steht geschrieben: - „Das Ersehnte aller Nationen wird kommen“ (Hag. 2:8), nämlich das Königreich Gottes unter der absoluten, unbeschränkten Herrschaft des Gesalbten Jehovas.

 

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