Studies in the Scriptures

Tabernacle Shadows

 The PhotoDrama of Creation

 

 

SCHRIFTSTUDIEN 

BAND 5 - DIE VERSÖHNUNG DES MENSCHEN MIT GOTT

 

 Studie 11

Der heilige Geist der Aussöhnung;
Scheinbare Widersprüche.

Scheinbare Widersprüche betrachtet. “Den Geist löscht nicht aus.“ “Betrübet nicht den heiligen Geist.” “Der Geist der Wahrheit.“ “Der Tröster.” “Erfüllt mit dem heiligen Geist.“ “Dem heiligen Geist lügen.“ “Den Geist des Herrn versuchen.” “Die Sünde wider den heiligen Geist.“ “Der Geist sprach.“ “Es hat dem heiligen Geist gut geschienen.“ “Von dem heiligen Geist verhindert.” “Der heilige Geist bezeugt.” “Der heilige Geist hat euch als Aufseher gesetzt.” “Gelehrt durch den heiligen Geist.“ “Die Salbung von dem heiligen Geist.“ “Der Geist, der uns vertritt mit unaussprechlichen Seufzern.“ Wie der Geist die Welt überführt. “Hieran erkennt ihr den Geist Gottes” und den “Geist des Antichrists”.

Der Umstand, dass es Trinitarier (Anhänger der Dreieinigkeitslehre) gewesen, die die Bibelübersetzungen besorgt haben, hat einer Anzahl Stellen eine Form verliehen, welche dieselben in Widerspruch zu bringen scheint mit dem, was sich aus dem Vorhergehenden als schrift- und vernunftgemäß herausgestellt, nämlich dass der heilige Geist vom Vater durch den Sohn in den Kindern Gottes der Geist der Aussöhnung ist. Wie wollen deshalb im folgenden eine größere Anzahl dieser Stellen untersuchen, von denen allen wir voraussetzen können, dass sie, d.h. ihre mangelhafte Übersetzung oder trinitarische Auslegung den einen oder anderen verwirren könnten. Der Leser mag sie mit uns untersuchen, mit demselben Entschluss wie wir im Herzen, dem Worte Gottes vollen Glauben zu schenken und uns nur und allein vom Geist der Wahrheit leiten zu lassen. Haben wir diese scheinbaren Steine des Anstoßes aus dem Wege geräumt, dann werden wir noch weitere Seiten unseres Gegenstandes betrachten können.

 “Den Geist löscht nicht aus.”
 - 1. Thess. 5:19 - 

Das griechische Wort, das in dieser Stelle mit “löscht aus” übersetzt ist, kommt im Neuen Testament acht Mal vor, und immer ist dabei von einem Feuer oder Licht die Rede. Da wir nun, wenn wir den heiligen Geist (oder Sinn) Gottes haben, der uns erleuchtet, deshalb das “Licht der Welt” genannt werden (Matth. 5:14), so will der Apostel mit obigen Worten den Thessalonichern und allen Heiligen sagen, dass wenn wir durch den Geist dieser Welt (dieses Zeitalters) zur Weltlichkeit verleitet würden, dies den Schein oder das Licht des heiligen Sinnes oder Geistes Gottes auslöschen würde das von uns auf andere ausgeht. Damit stimmt die Redeweise unseres Herrn (Matth. 6:23): “So nun das Licht, das in dir ist, Finsternis (ausgelöscht) ist, wie groß die Finsternis!”

 “Betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, 
durch welchen ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.”
 
- Eph. 4:30 - 

Siegeln heißt, wie wir am Schluss des 9. Kapitels gesehen haben, soviel als abstempeln zum Beweis der Echtheit. Kinder Gottes und Kinder der Welt können an bestimmten Zeichen, Charakterzügen, die ihnen einen bestimmten Stempel aufdrücken, erkannt werden. Der Stempel der einen ist der Geist (die Gesinnung, Denkungsart, Willensrichtung) dieser Welt (dieses Zeitalters), der Stempel der anderen ist der Geist (die Gesinnung, Denkungsart, Willensrichtung) Gottes. Vom Tage der wahren Weihung an können an den Kindern Gottes die Zeichen (Stempel) ihrer Geistesrichtung an ihren Gedanken, Worten und Werken wahrgenommen werden. Diese Zeichen werden immer deutlicher, je mehr die neue Gesinnung in der Gnade, Kenntnis und Liebe Fortschritte macht. Mit anderen Worten, in dem Maße, wie wir unseren menschlichen Willen oder Sinn aufgeben und uns in allen Dingen dem Willen oder Sinn Gottes unterwerfen, wird der Geist (Sinn) Gottes eben auch unser Geist (Sinn). Darum werden wir aufgefordert, den selben Geist, der in Christo Jesu unserem Herrn war, den Sinn, der einzig des Vaters Willen zu tun entschlossen ist, in uns wohnen zu lassen. Daher ist unser neuer Sinn oder Geist heilig, von Gott geleitet. In obiger Schriftstelle (Eph. 4:30) ermahnt uns der Apostel dringend, nichts zu tun oder zu unterlassen, was einen Bundesbruch unserseits bedeuten würde, was unseren neuen Sinn betrüben und unser Gewissen als neue Kreaturen verletzen würde. Betrübet nicht den heiligen Geist, die göttliche Gesinnung in euch, welche ist das Siegel (der Stempel) eurer Gotteskindschaft.

 “Der Geist der Wahrheit wird nicht aus sich selbst reden, 
sondern was irgend er hören wird, wird er reden, 
und das Kommende wird er euch verkündigen.”
 Joh. 16:13

Die Jünger unseres Herrn Jesu hatten, da sie Juden und gewöhnliche Menschen waren, die Dinge vom irdischen Standpunkt aus angesehen, eine menschliche Erlösung, ein irdisches Königreich mit gefallenen Menschen an der Spitze erwartet. Unser Herr hatte zu ihnen zwar vom Königreich Gottes gesprochen, aber erst jetzt hatte er ihnen erklärt, dass er sterben, sie verlassen und in ein fernes Land gehen müsse, um dort die königliche Gewalt zu empfangen und dann von dort hierher zurückzukehren, sein Reich hier aufzurichten und seine Getreuen als Miterben an diesem Reich mit ihm zu verherrlichen. (Luk. 19:12) Um sie in der von dieser Kunde entstandenen Enttäuschung zu trösten, gibt er ihnen nun die Versicherung, dass sie nicht ganz allein gelassen werden sollen, sondern dass ihnen der Vater, der ihn zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe hierher gesandt, während seiner Abwesenheit ihnen einen anderen Tröster in seinem Namen, einen Stellvertreter senden werde. Der neue Tröster werde aber nicht ein anderer Messias sein, er werde nicht aus sich selbst reden, werde nicht unabhängig von ihm oder gar im Widerspruch mit ihm (Jesus) lehren, sondern was irgend er hören werde, dass werde er reden. Der Tröster werde also nur der Verbindungskanal zwischen dem Vater und dem Sohn einerseits und den treuen Jüngern anderseits sein. Der Geist der Wahrheit werde als sein (Jesu) Stellvertreter verschiedene Wahrheiten, die ihnen schon gesagt, aber von ihnen noch nicht ganz erfasst worden seien, deutlicher und eindringlicher machen, Wahrheiten, welche erst dann für die Jünger ganz begreiflich sein würden, wenn er Jesus) das Lösegeld bezahlt haben, zum Vater zurückgekehrt sein und ihm das Sühnopfer gleichsam vorgezeigt haben werde. Dann werde er - so sei es des Vaters Absicht - befähigt werden, ihnen durch den Tröster geistliche Güter zukommen zu lassen, für die sie jetzt noch nicht empfänglich seien, und auf die sie auch noch dein Recht hätten, da ihr Lösegeld noch nicht bezahlt sei. Wenn es dann aber an der Zeit sein werde, zukünftige Dinge zu verstehen, so werde der Geist des Vaters, sein Geist, um seines Verdienstes willen und in seinem Namen gesandt, sie Schritt für Schritt leiten bis zum vollen Verständnis alles dessen, was sie verstehen sollten. “Er (des Vaters heiliger Geist, Einfluss, Macht) wird mich verherrlichen, denn von dem meinen wird er empfangen und es euch zeigen. Alles, was der Vater hat, ist mein (seine und meine Absichten stimmen vollständig überein), darum sagte ich euch, er werde von dem meinen empfangen und es euch zeigen” (Joh. 16:14). Sie (die Jünger) sollten demnach nicht neue, die Lehre Jesu umstoßende Lehren, sondern im Gegenteil weitere Entwicklungen der bereits empfangenen Belehrungen erwarten; denn jede Belehrung des kommenden Tröster werde mit seiner (Jesu) Lehre übereinstimmen und dazu bestimmt sein, sie noch deutlicher erkennen zu lassen, dass Jesus der Messias gewesen sei. Auch brauchten sie an der Richtigkeit der Belehrungen dieses Tröster nicht zu zweifeln; denn er werde gerade der Geist der Wahrheit sein und vom Vater her zu ihnen kommen. Dieser Geist der Wahrheit werde sein (Jesu) Bote sein, der ihnen seine (Jesu) Lehren überbringen und zukünftige Dinge zeigen werde.

Gerade so ist es gekommen. Der Geist der Wahrheit hat der Herauswahl das ganze Evangeliums Zeitalter hindurch die Notwendigkeit des Leidens Christi und der Teilnahme eines jeden Gliedes des Leibes an diesem Leiden immer begreiflicher gemacht, den Weg immer deutlicher gewiesen, den wir in der Nachfolge unseres Erlösers und Herr zu gehen haben, uns gezeigt, welch hohe Ehre sein großer Lohn für uns sei, was es heiße, Erben Gottes, Miterben Jesu Christi unseres Herrn zu sein, “so wir anders mitleiden, damit wir auch mit verherrlicht werden” können. Jehova, der Lebensgeber aller, ist auch der Urheber all dieser Wahrheit, von ihm also, von dem jede gute und vollkommene Gabe kommt, haben wir auch alles erhalten, was uns in diesem Zeitalter zu teil geworden ist. Er hat seine Wahrheit durch die längst bereitgestellten Kanäle an uns gelangen lassen, durch das prophetische Wort und die vorbildlichen Lehren der Vergangenheit, zu deren Verständnis uns die eingegebenen Worte unseres Herrn Jesu und seiner inspirierten Apostel verholfen haben; und wenn wir den heiligen Geist in unsere Herzen aufnehmen und nach dem Worte und Plan des Vaters wandeln, so werden wir befähigt, die Dinge zu würdigen, welche Gott für diejenigen in Bereitschaft hält, die ihn lieben, und im Glauben nicht im Schauen zu wandeln trachten.

 “Der Tröster, welches ist der heilige Geist, den der Vater 
in meinem Namen senden wird.”
Joh. 14:26

Diese allgemein bekannte Schriftstelle sagt ausdrücklich, der heilige Geist werde vom Vater gesandt werden. Er steht mithin vollständig unter des Vaters Herrschaft und ist ihm also nicht an Rang und Macht gleich, wie die von Menschen verfassten Glaubensbekenntnisse behaupten. Er ist überhaupt keine Person, sondern eine Fähigkeit Gottes, und Gott verfügt genau so vollständig über alle seine Fähigkeiten, als wir über unsere Fähigkeiten verfügen. Darum heißt es, der Vater werde seinen Geist senden, oder, wie der Prophet es ausdrückt: “Ich werde meinen Geist in euer Inneres geben.” Zudem sagt die Stelle, der heilige Geist sei im Namen Jesu gesandt worden - gerade wie unter Menschen ein Diener im Namen seines Herrn geschickt wird und nicht in seinem eigenen Namen. Auch diese Tatsache tritt der schriftwidrigen Lehre von der Dreieinigkeit, der Einheit dreier an Rang und Macht gleicher Gott-Personen entgegen. Die Stelle wahrt dem Vater den ersten Rang; der heilige Geist ist des Vaters Geist (Macht, Einfluss); er wird gesandt an Stelle und im Namen Jesu unseres Erlösers. Warum im Namen Jesu? Weil das ganze Werk der Erlösung des Sünders vom Tod (durch die Auferweckung) und der Wiederherstellung zum Leben (durch das “Gericht”), das ganze Werk der Aussöhnung der Menschen mit Gott dem Sohn anvertraut worden ist; der heilige Geist des Vaters ist der Kanal, durch welchen der Sohn den Menschen die Segnungen zufließen lässt, die er durch sein teures Blut für sie erworben hat.

Als der heilige Geist vom Vater auf unseren Herrn Jesus kam bei seiner Taufe und Weihung, war es freilich eine Stärkung, ein großer Segen für ihn. Gleichwohl bedeutete dies für ihn den Verzicht auf jede irdische Genugtuung und Hoffnung bei der Vollziehung des göttlichen Planes. Wäre unser Herr anders gesinnt gewesen, eigenwillig, selbstsüchtig, so hätte ihn die Führung des heiligen Geistes nicht gestärkt, sondern beunruhigt, sein Herz wäre voll Unzufriedenheit, Missvergnügen und Widersetzlichkeit gewesen. So ist es auch mit den Kindern Gottes: je mehr vom Geist (von der Gesinnung) Gottes der natürliche Mensch zu erkennen vermag, um so unglücklicher und unruhiger wird er, weil Gottes Geist seinen Geist (Sinn, Willen) missbilligt und sich ihm widersetzt. Der “neuen Kreatur in Christo” aber, deren eigener Wille tot ist, und die den Willen des Vaters zu kennen und zu tun sucht, ist ein deutliches Verstehen des Willens und Planes Gottes, die Führung durch die göttliche Vorsehung und die damit Hand in Hand gehende Belehrung aus dem Worte Gottes eine wahre Stärkung, ein Labsal, das da Frieden, Freude und Zufriedenheit verleiht, selbst mitten in Trübsal und Verfolgungen. Darum sagt auch der Apostel, dass der Geist des Wortes der Wahrheit aufgenommen und geschätzt werden muss, wenn er trösten soll. Seine Worte sind (Röm. 15:4): “Alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, auf dass wir durch Ausharren und Trost aus den Schriften Hoffnung haben.”

 “Sie waren alle erfüllt mit dem heiligen Geist und begannen in anderen Zungen
zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.” - Apg. 2:4

Hier ist von zweifacher Wirkung des heiligen Geistes die Rede. Zuerst wirkte der Geist (Sinn) Gottes in den Jüngern als Geist der Sohnschaft, indem er ihre Herzen mit dem Vater und dem erhöhten Erlöser eins werden ließ. Sodann bewirkte Gottes heiliger Geist (Einfluss) an den Jüngern besondere, wunderbare Gaben als Zeugnis vor der Welt und zur Gründung der Herauswahl. Während es ganz vernunftwidrig ist, von einem Gott zu sagen, dass er persönlich in einen, und noch viel unvernünftiger ist, zu sagen, dass er persönlich in viele (hundert, tausend) Menschen eintrete, so ist es nicht im geringsten unvernünftig zu denken, dass die Macht des Allerhöchsten die Macht, der Geist, der Einfluss Jehovas in und auf Hunderten und Tausenden sei. Deshalb braucht er nicht seine Wohnung auf dem Thron des Weltalls zu verlassen.

 “Ananias, warum hat Satan dein Herz erfüllt, dass du den heiligen Geist belogen und von dem Kaufpreis des Feldes beiseite geschafft hast?” - Apg. 5:3

Satan füllte das Herz des Ananias in gleicher Weise, wie Gott das Herz seiner Kinder erfüllt - durch seinen Geist, seinen Einfluss. Satans Geist ist ein Geist der Begehrlichkeit und Selbstsucht, der vor Betrug nicht zurückschreckt, wenn damit seine Zwecke erreicht werden können. Petrus, dem die “Gabe der Unterscheidung von Geistern” in besonderem Maße verliehen worden, war befähigt, die Gedanken des Herzens zu lesen und in vorliegendem Fall zu sehen, dass Ananias und Saphira unredlich handelten, etwas anderes zu tun vorgaben, als was sie wirklich taten. Man beachte bei dieser Erzählung, dass Petrus die Worte “Gott” und “heiliger Geist” im gleichen Sinn braucht, indem er Vers 3 sagt, sie hätten “dem heiligen Geist”, Vers 4 aber, sie hätten Gott belogen. Der Gedanke ist auch tatsächlich derselbe. Gottes heiliger Geist, der durch die Apostel handelte, war, in der vollsten Bedeutung des Wortes, Gottes Stellvertreter; wenn daher Ananias und Saphira die Apostel belogen, die Gott und seinen heiligen Geist vertraten, so belogen sie Gott, belogen sie seinen heiligen Geist, dessen Werkzeug und Stellvertreter Petrus war.

 “Was ist’s, dass ihr übereingekommen seid, den Geist des Herrn zu versuchen?”
Apg. 5:9

Diese Worte Petrus bedeuten dasselbe, wie die in Vers 3 wiedergegebenen, nur heißt hier der Geist, der versucht wird, der “Geist des Herrn”, womit der Apostel wahrscheinlich den Herrn Jesus meinte. Auch diese Bezeichnung ist durchaus vernünftig. Der Geist vom Vater, der heilige Geist, war in besonderer Weise in der Herauswahl, der Vertreter aber des Herrn oder Hauptes der Herauswahl war in diesem Fall der vom Geist erfüllte und getriebene Apostel, der durch den Geist (Sinn) seines (des Christus) Leibes handelte.

 “Wer wider den heiligen Geist spricht, dem wird es nicht vergeben werden, 
weder in dieser noch in der zukünftigen Welt (Zeitalter).”
  - Matth. 12:32

Die Trinitarier, die im heiligen Geist eine Person sehen, leiten aus dieser Stelle die Lehre her, dass der heilige Geist eine viel wichtigere Person sei als Gott der Vater und Gott der Sohn. Wir haben aber bereits gesehen, dass dies schriftwidrig ist. Die Schrift anerkennt nirgends mehr als einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind, und der höher ist als alles, - als einen Herrn, Christum Jesum, durch den alle Dinge sind, der im Range dem Vater am nächsten kommt und zu diesem Range durch des Vaters Macht erhoben worden ist. Der heilige Geist ist also vom Vater und durch den Sohn und könnte, wenn er eine Person wäre, nicht höher stehen als diese beiden. Aber er ist ja gar keine Person, sondern er ist eben der Geist einer Person, eines Wesens, der Geist des Herrn, sein Einfluss, seine Macht, und in diesem Sinne des Wortes der Herr selbst, Vertreter, Werkzeug all seiner Weisheit, Hoheit, Macht und Liebe.

Was bedeutet denn also diese Stelle? Aus den vorgehenden Versen ersehen wir, dass unser Herr Jesus eben seine göttliche Macht, den ihm vom Vater verliehenen heiligen Geist gebraucht hatte, um einen Teufel auszutreiben. Die Pharisäer, die das Wunder gesehen und nicht leugnen konnten, suchten die Bedeutung desselben zu verdrehen, indem die dreist behaupteten, es sei durch teuflische Macht vollbracht worden. In Erwiderung hierauf lehnte unser Herr es unmissverständlich ab, das Wunder aus eigener Kraft vollbracht zu haben, und schrieb dasselbe der Macht, dem Einfluss, dem Geist Gottes zu: “Ich treibe die Teufel aus durch den Geist Gottes.” Hierauf tadelte er die Pharisäer dafür, dass sie so böswillig waren, einer bösen Macht zuzuschreiben, was sie nicht anderes denn als ein gutes Werk betrachten konnten, bei dem keine Sünde, keine Selbstsucht, kein Ehrgeiz mit unter lief. Er nennt sie eine Otternbrut und bezeichnet sie als Leute, die so verbohrt sind in die Überlieferungen ihrer Nationalkirche, dass ihr Erkenntnisvermögen selbst im Angesicht der allereinfachsten und handgreiflichsten Tatsachen versagte. Es war ganz wohl ersichtlich, dass die Macht oder der Geist, der über den Besessenen verfügt hatte, teuflisch, böse war. Austreiben konnte ihn daher nur ein Geist, der mit dem im Besessenen im Gegensatz stand. Diese Lehrer des Volkes hatten mithin keine Entschuldigung, wenn sie ohne jeden Grund behaupteten, das Wunder sei durch Satans Macht vollbracht worden.

Nun wies der Herr weiter darauf hin, dass, wenn sie auch weder Jehova noch ihn selbst gelästert, sie doch die heilige Macht, den heiligen Geist, der in ihm wirkte, gelästert hätten. Den unsichtbaren Gott missverstanden und unrichtig dargestellt zu haben, wäre ihrerseits eine viel weniger schwere Beleidigung gewesen, und Böses von unserem Herrn Jesus gesagt und seine Beweggründe missverstanden, ihm zugemutet zu haben, dass er nur nach einem Thron, nach Erhöhung seiner Macht strebe, wäre ebenfalls eine verhältnismäßig leichte Beleidigung gewesen, da sie dabei den Herrn nur mit dem Maßstab ihres eigenen Ehrgeizes und Hochmuts gemessen und darnach beurteilt hätten. Aber was sie getan, war viel schlimmer: nachdem sie Augenzeugen gewesen waren bei einer Kundgebung der göttlichen Macht, die einen ihrer Mitmenschen aus der Macht des Teufels befreit hatte, lästerten sie diese heilige Macht und verrieten dadurch einen viel höheren Grad von Bosheit und Feindschaft gegen Gott, als zu den anderen Beleidigungen die notwendige Voraussetzung gewesen wäre. In ihrer Unwissenheit und Blindheit hätten sie den Herrn Jesus und seine Worte und Bemühungen missverstehen können, hätten sie auch manche von Gottes Verfügungen missverstehen und Böses davon sagen können. Aber nachdem sich einmal die Macht Gottes direkt im Gegensatz zur Macht des Teufels vor ihnen deutlich bezeugt hatte, so bewies ihre Lästerung dieser Macht unmissverständlich, dass ihre Herzen sehr unheiliger Gesinnung waren. Sünden aus Unkenntnis können den Menschen vergeben werden, ja sie werden den Menschen vergeben werden, weil die Unkenntnis eine Folge des Falles ist, und das Sühnegeld für alle bezahlt worden ist, die vom Fall Adams und dem darauf lastenden Fluch erreicht worden sind. Aber Sünde wider deutliche Kundgebungen der göttlichen Gnade kann nicht der Schwachheit des Fleisches noch der Erbsünde zu lasten geschrieben, sondern muss absichtlicher Bosheit des Herzens zugeschrieben werden, die nicht vergeben werden kann.

Absichtliche Sünde kann nie vergeben werden, weder in diesem noch im kommenden Zeitalter. Gott will keinen Menschen zwingen, sich mit ihm auszusöhnen. Aber nachdem nun das Lösegeld bezahlt worden, will er jedem eine Gelegenheit geben, zur Erkenntnis zu gelangen und durch Vermittlung seines heiligen Geistes Zeuge seiner (Gottes) Güte zu werden: wer dann noch in einem Widerspruch mit dem Heilsplan Gottes beharrt, der erweist sich als ein absichtlicher Sünder, als bewusster Widersacher der heiligen Macht Gottes: für solche hat der Herr keine Gnadenmittel mehr.

Ob nun die Schriftgelehrten und Pharisäer schon zu einer genügend klaren Erkenntnis von Gottes heiliger Macht gelangt waren, dass ihre in dieser Erzählung erwähnte Sünde für sie den zweiten Tod nach sich zog, diese Frage können wir nicht entscheiden, weil wir in ihren Herzen nicht lesen können, und der Herr diese Frage in seiner Zurechtweisung auch nicht entschieden hat. Hatten sie volle Erkenntnis, dann können wir für sie keine Rettung (Auferstehung) mehr erhoffen, da sie Gottes Gnade absichtlich von sich gestoßen hätten. Hatten sie aber die volle Erkenntnis nicht, so steht ihnen noch (in der Auferstehung) eine Gelegenheit bevor, zur vollen Erkenntnis zu gelangen, bevor sie zum zweiten Tod verurteilt werden können.

Aber jede Sünde wider den heiligen Geist, volles Licht, volle Kenntnis der göttlichen Macht, ist nicht vergebbar, weil sie willentlich ist. Wer gegen ein geringeres Maß Licht sündigt, der muss unfehlbar zur Strafe “Streiche” leiden, und je größer das Maß Licht, gegen das gesündigt wird, um so stärker und zahlreicher die Streiche. Ist aber das Maß Licht und Erkenntnis voll, kann gut und böse vollständig unterschieden werden und wird dennoch dem Geist Gottes widerstanden, dann gibt es nur eine Strafe, den zweiten, unwiederbringlichen Tod, den ganzen Sold (Saldo) der Sünde. Die durch das Lösegeld erkaufte Vergebung deckt wohl die aus Unkenntnis oder Schwachheit begangenen Sünden, als die Folgen des Falles, nicht aber persönliche, absichtliche, wohlüberlegte Vergehungen gegen volles Licht. Doch vergessen wir nicht, dass viele Sünden, die in gewissem Grad absichtlich gegangen werden, zum anderen Teil von Schwachheiten oder teilweiser Unkenntnis der göttlichen Rechtsgrundsätze oder von beidem herrühren. Soweit dies der Fall, ist jede Sünde vergebbar durch die Gnade Gottes in Christo, durch gläubige Annahme des Versöhnungswerkes; so weit es aber nicht der Fall, muss sie, wie wir eben gesehen, gebüßt werden, - durch Streiche leiden solange noch vergebbare Elemente mitspielen, durch den zweiten Tod, wenn keine vergebbare Elemente mehr darin zu finden sind.

Von dem Gesichtspunkt aus ist jede absichtliche Sünde, Sünde gegen Erkenntnis, gegen den heiligen Geist und kann nicht Vergebung finden.

 “Der Geist sprach zu Philipper: Tritt hinzu und schließe dich diesem Wagen an.” 
Apg. 8:29

Auch hier ist es ganz unnötig, den Geist persönlich, als Gott-Person aufzufassen. Die Stelle bleibt verständlich, auch wenn wir sie so erklären, dass der Herr durch seinen Geist (Einfluss, Macht) den Apostel auffordert, sich zum Wagen des Kämmerers heranzunahen. Wie der Geist dies bewirkte, darüber gibt uns die Schrift nicht Auskunft, und es wäre töricht, da Vermutungen aufzustellen. Gott hat alle möglichen Mittel zur Hand, um den Seinen Kenntnis von seinen Wünschen zu geben. (vergleiche Vers 39)

 “Der Geist sprach zu Petrus: Siehe drei Männer suchen dich” - Apg. 10:19 

Das oben gesagte gilt auch von dieser Stelle. Wie es zuging, tut durchaus nichts zur Sache. Das wichtigste ist, zu wissen, dass der Herr es war, der den Apostel leitete, und zwar in einer dem Apostel verständlichen Weise. Dass er richtig verstanden, ergibt sich aus der Erzählung, die auf die Worte folgt.

 “Der heilige Geist sprach: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werke aus,
 zu welchem ich sie berufen habe.”
Apg. 13:2

 Auch hier wird uns nicht gesagt, wie der Geist (als Vertreter Gottes) sprach. Das brauchen wir auch nicht zu wissen. Es genügt, wenn wir uns daran erinnern, dass alle Geweihten berufen sind, der Wahrheit als Boten zu dienen, und zwar treu und wirksam mit all ihren Fähigkeiten und bei jeder Gelegenheit. Durch die allgemeine Aufforderung: “Was stehet ihr hier müßig? Gehet auch hin in meinen Weinberg!” werden alle diese gerufen. Und jede besondere Befähigung, jede günstige Gelegenheit sollte als ein besonderer Ruf des Herrn verstanden werden, im Dienste der Wahrheit noch mehr öffentlich zu wirken. Doch wenn auch die geistigen Anlagen von Barnabas und Saulus gleichsam einen besonderen Ruf des Geistes an sie bedeuteten, so ist doch wahrscheinlich, dass jenesmal der heilige Geist sich eines jener Mittel bediente, die zu jener Zeit in der Herauswahl vorhanden waren, des Mittels der Weissagung. So mag einer von den Propheten, von denen Vers 1 die Rede ist, Gottes Willen in dieser Hinsicht kundgetan haben.

Dass Paulus seine Berufung nicht auf den heiligen Geist als eine dritte Gott-Person zurückführt, ersehen wir aus Gal. 1:1, wo er schreibt: “Paulus, Apostel, nicht von Menschen, noch durch einen Menschen, sondern durch Jesum Christum und Gott den Vater, der ihn auferweckt hat aus den Toten.” Wäre der heilige Geist diejenige Gott-Person, der wie es die Trinitarier wollen, die Berufung der Diener der Wahrheit besonders obliegt, so wäre dessen Nichterwähnung in obigem Vers unverständlich. Sehen wir aber die Dinge richtig, ist aber, wie die Schrift lehrt, der heilige Geist eben der Einfluss, die Macht Gottes des Vaters und des Sohnes, welche eines Sinnes sind, dann herrscht Übereinstimmung zwischen Gal. 1:1 und Apg. 13:2

 “Es hat dem heiligen Geist und uns gut geschienen.”
Apg. 15:28

Die Apostel waren zu einer Beratung zusammengetreten, um auf einige Fragen zu antworten, welche von der Herauswahl in Antiochien an sie gerichtet worden hinsichtlich der Verbindlichkeit des jüdischen Gesetzesbundes für diejenigen Brüder, welche von Geburt nicht Juden waren. Die getroffene Entscheidung war, wie in obigem Vers festgestellt wird, nicht allein die Ansicht der Apostel selber, sondern der Herr hatte in irgend einer Weise seine Zustimmung zu dieser Ansicht erklärt, und zwar in einer Weise, dass sie es deutlich erkennen konnten. Die Rede des Apostels Jakobus, die die wichtigste bei der Beratung war; zeigt uns nun, wie Gottes Wille und Absicht bei diesem Anlass erkannt wurde; es war dieselbe Weise, wie sie der ganzen Herauswahl anempfohlen war und von den Geweihten noch heutzutage gebraucht wird. Sie bestand im Forschen in der Schrift im Licht der göttlichen Vorsehung. So konnte denn Jakobus die Absicht des Herrn ableiten, indem er die besondere Führung der Vorsehung nochmals betrachtete, welche Petrus zu Kornelius geleitet hatte, und alsdann an eine noch unerfüllte Weissagung erinnert, die er anführte (Vers 17). Der von Jakobus vorgeschlagenen Anwendung dieser Weissagung auf den vorliegenden Fall stimmte die Herauswahl zu, sicher, dass der heilige Geist sie so lehre.

“Nachdem sie von dem heiligen Geist verhindert worden waren, 
das Wort in (der Provinz) Asien zu verkündigen.”
Apg. 16:6 

Auch hier erscheint auf den ersten Blick der heilige Geist als eine redende, verbietende Person. Allein aus dem Zusammenhang erkennen wir, dass wiederum von dem heiligen Einfluss oder Wirken von Jehova Gott und unserem Herrn Jesu Christo die Rede ist, durch welches der Wille des Vaters und des Sohnes auf diesem oder jenem Wege den Geweihten zur Kenntnis gebracht wird. Wir erfahren darüber nichts, wie der Apostel und seine Gefährten verhindert wurden, das in Kleinasien begonnene Missionswerk dort fortzusetzen. Vermutlich verhinderten widrige Umstände sie daran, in denen sie eine Führung des Geistes erblickten. Doch wie dem auch sei, für uns ist nur wichtig, zu wissen, dass Gott selbst sein eigenes Werk betrieb, und dass die Leitung und Führung der Apostel Sache seiner Oberaufsicht war, die sich unsichtbarer Mittel bediente, um sie als seine Diener zu verwenden. Auf jeden Fall war des Herrn Führung dieses Mal mehr als ein Eindruck auf das Gemüt der Apostel. Eines der Mittel z.B. war das Nachtgesicht Paulus (Vers 9). Dieser letzte Wink machte ihnen völlig klar, was sie zu tun hatten, und sofort trafen sie alle nötigen Anstalten, um ihm folgen zu können.

Wir haben hier ein Beispiel dafür, dass Gott in den Tagen der Apostel seine Diener in ganz ähnlicher Weise führte, wie auch heute noch. Solche indirekte, unpersönliche Führung wird mit Recht als ein Wirken des heiligen Geistes des Herrn bezeichnet. Hätte ein Engel dem Paulus die Botschaft überbracht, wie seiner Zeit dem Petrus im Gefängnis (Apg. 5:19; 12:7), oder hätte unser Herr persönlich Paulus angeredet, wie er es auf dem Wege nach Damaskus tat (Apg. 9:4; 1. Kor. 15:8), dann würde es die hier betrachtete Stelle auch ausdrücklich sagen und nicht allgemein vom Geist reden.

 “Der heilige Geist bezeugt und sagt mir von Stadt zu Stadt, 
dass Bande und Drangsale meiner warten.” 
-Apg. 20:23

Dass der heilige Geist hier nicht als Person gemeint ist, und in welcher Weise er dies dem Paulus bekannt machte, sehen wir am deutlichsten Apg. 21:11. Zu der Herauswahl in Cäsarea zählte ein Mann, namens Agabus, der die damals unter den Auserwählten ziemlich häufige Gabe der Weissagung, hatte. “Als der zu uns kam, nahm er (unter den abgelegten Gürteln, ohne ihn zu kennen) den Gürtel des Paulus, band sich die Hände und die Füße und sprach: Dies sagt der heilige Geist: den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem also binden und in die Hände der Nationen überliefern.” Die Freunde der Sache suchten infolgedessen erst, den Apostel davon abzubringen, nach Jerusalem hinaufzuziehen. Aber Paulus war entschlossen, den Absichten des Herrn mit ihm nicht auszuweichen. Darum erklärte er denn auch, er sei bereit, nicht nur gebunden zu werden, sondern auch in Jerusalem zu sterben für den Namen des Herrn Jesu. (vergl. Vers 13)

Merke, dass der Apostel nicht sagt: Im Namen des heiligen Geistes. Auch seine Freunde, als sie sahen, dass sie ihn nicht überreden konnten, sagten: “Der Wille des Herrn geschehe!” (Vers 14) So wurde bei jedem Anlass das Zeugnis des heiligen Geistes von der ersten Herauswahl als der Wille unseres Herrn Jesu angesehen, der auch der Wille des Vaters war.

 “Habet nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Herauswahl Gottes zu weiden (nähren).”
- Apg. 20:28 -

Diese Worte richtete Paulus an die Ältesten der Herauswahl zu Ephesus. Er will sie damit aufmerksam darauf machen, dass ihre Stellung als Diener der Wahrheit innerhalb der Herauswahl nicht aus eigener Machtvollkommenheit, nicht einzig infolge Auftrags seitens der Herauswahl inne hatten, sondern dass der Herr bei ihrer Bestellung mitgewirkt hatte durch seinen heiligen Geist. Sie sollten sich dessen bewusst werden, dass ihre Auszeichnung darin bestand, dass Gott sie als Aufseher anerkannt habe, und dass sie Diener der Herauswahl seien infolge einer Berufung des Herrn durch seinen heiligen Geist (Wirken), der bei ihrer Bezeichnung als Älteste mitgewirkt und geleitet hatte. So sagt der Apostel an anderer Stelle, die ebenfalls nur die Herauswahl, nicht die Welt angeht: “Einem jeden aber ist die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. ... Gott hat etliche in der Herauswahl gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer; ... und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allem wirkt.” - 1. Kor. 12:7, 28, 6

Durch diese Worte zeigt der Apostel, dass alle Diener der Herauswahl ihre Stellung von Gott haben, mittelst Kundmachung durch seinen heiligen Geist. Es ist nicht die Rede von einem Werk, das der heilige Geist neben demjenigen des Vaters und des Sohnes betreibt. Gott übt in Christo die Oberaufsicht über seine Kinder, der Herauswahl Angelegenheiten durch seinen Geist aus, durch sein heiliges, allmächtiges, auf Allwissenheit gegründetes Wirken. Durch dieses hatte er denn auch erzielt, dass zu Ältesten der Herauswahl in Ephesus unter denen, die sich zum Dienst des Herrn geweiht hatten, gerade diejenigen erwählt wurden, die sich ihrer persönlichen Eigenschaften wegen am besten als Diener, Lehrer oder Aufseher eigneten. Und wiewohl durch Menschen berufen, hatten sie doch ihr Amt als ein ihnen von Gott bestimmtes und übertragenes betrachtet und sollten ihr Verantwortlichkeitsgefühl hiernach richten.

 “Uns aber hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist, denn
der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes,
welche Dinge wir auch reden, nicht in Worten gelehrt durch
menschliche Weisheit, sondern (in Worten)
gelehrt durch den Geist.” - 1. Kor. 2:10-13

Aus dieser Stelle ersehen wir, dass, wie wir schon oft zu verstehen gegeben, der heilige Geist oder Sinn Gottes seine Kinder, wenn sie ihm Aufnahme gewähren, vorbereitet und befähigt, seinen Plan zu begreifen. Einzig indem wir zu voller Übereinstimmung mit Gott gelangen durch das Wort der Wahrheit und dadurch, dass uns der Geist oder die volle Bedeutung dieses Wortes klar wird, werden wir befähigt, die Tiefen Gottes zu begreifen. Merke, dass der Apostel in obigen Versen “den Geist, der von Gott ist”, der in uns wirkt, dem “Geiste dieser Welt” gegenüberstellt, welcher im natürlichen Menschen wohnt und ihn beeinflusst. So wenig nun dieser Geist der Welt eine Person ist, sondern eine weltliche Gesinnung, so wenig ist auch der Geist Gottes, der in seinen Kindern wohnt, eine Person, sondern vielmehr Gottes Wirken und Gesinnung in ihnen.

 “Der natürliche Mensch nimmt die Dinge des Geistes Gottes
nicht an, denn sie sind für ihn Torheit, und er kann
es (deren Wert) nicht erkennen, weil es
geistlich unterschieden wird.”
- 1. Kor. 2:14 -

Diese sehr deutliche Aussage steht in vollem Einklang mit allem, was wir schon gesehen haben. Wer mit dem Geist dieser Welt erfüllt ist, ist in dem Maße auch nicht vorbereitet, die tiefen, verborgenen, herrlichen Dinge Gottes, “die Gott in Bereitschaft hält für diejenigen, so ihn lieben”, zu sehen und zu würdigen. Diese tiefen Dinge, die unser Herr als Perlen bezeichnet, sind nicht für die “Schweine” (die noch Selbstsüchtigen, vom Geist der Welt Erfüllten), sondern für die, so gereinigt sind durch die Waschung mit Wasser (Wahrheit) durch das Wort, die nahe zum Herrn gebracht worden sind durch den Glauben an sein teures Blut, die geheiligt, gänzlich dem Herrn geweiht sind. Diesen gefällt es Gott, seine tiefen Dinge, ja alle Reichtümer zu offenbaren, Schritt für Schritt, indem er ihnen die verschiedenen Züge der Wahrheit einen nach dem anderen klar macht als “Speise zur rechten Zeit”.

Diese Stelle unterscheidet also scharf zwischen dem gefallenen Menschen und der neuen geistigen Kreatur. Wer für die tieferen geistigen Wahrheiten blind ist, dem fehlt das hier erwähnte Zeugnis für die Sohnschaft, für seine Beziehungen zum himmlischen Vater und seine Treue bei diesen Beziehungen. Wem die Dinge, von denen der Apostel sagt, dass Gott sie für diejenigen in Bereitschaft halte, so ihn lieben, gleichgültig sind, der mag aus dieser Gleichgültigkeit den Schluss ziehen, dass er den Geist des Herrn nicht hat. Und doch haben wir Männer gekannt, die sich für Lehrer in der Kirche ausgaben und ihre Unkenntnis dieser Dinge nicht nur eingestanden, sondern sich derselben erst noch rühmten! Durch dieses Geständnis bezeugen sie, dass sie nicht die Gesinnung Gottes haben, seine Absichten nicht kennen und mithin nicht viel von seinem Geist, dem Geist der Wahrheit haben und dementsprechend auch nicht viel von der Wahrheit haben können.

Diese Stelle ist somit ein Prüfstein für uns, damit wir an unserer Befähigung, die Dinge Gottes zu unterscheiden und zu würdigen, ermessen können, ob wir den Geist haben. Denn der Welt sind diese Dinge verborgen; “Gott hat sie uns durch seinen Geist kundgetan.”

“Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisset alles.”
“Die Salbung, die ihr von ihm
empfangen habt, bleibt in euch, und ihr bedürfet nicht, dass euch
jemand belehre, sondern wie dieselbe Salbung euch über
alles belehrt und wahr ist und keine Lüge ist, und
wie sie euch belehrt hat, so werdet ihr in
ihm bleiben.” - 1. Joh. 2:20, 27

Das Wort “Salbung” erinnert denkende Bibelforscher an das Öl, welches auf das Haupt der Hohenpriester und Könige Israels ausgegossen wurde bei ihrem Amtsantritt. Wie nun Israel nach dem Fleisch ein Vorbild war von “Israel nach dem Geist”, dem wahren Volke Gottes, so sind Israels Priester und Könige ein Vorbild des Christus, des großen gegenbildlichen Hohenpriesters und Königs, und wie jene Könige und Priester bei der Einführung in ihr Amt mit dem heiligen Salböl gesalbt wurden, so wurde auch unser Herr Jesus zur Zeit seiner Weihung mit dem heiligen Geist gesalbt. So wurde er eben der Christus, d.h. der Gesalbte Jehovas.

Die auserwählte Kirche ist bestimmt, eine königliche Priesterschaft unter ihrem Herrn und Haupt, der Leib des Gesalbten (Christus) zu werden. Die Salbung ging nun vom Haupt auf den Leib über, als am Pfingsttage unser Herr mit des Vaters Einwilligung den heiligen Geist der Salbung, den er bei seiner Taufe im Jordan empfangen, auf die Jünger ausgoss. Seither werden die Gläubigen, die am Leibe (des Christus) bleiben, vom Worte Gottes als die Auserwählten anerkannt, von Gott bereits gesalbt (in Christo) zur einstigen Übernahme der Herrschaft über die Welt, nachdem sie erst unter der Leitung des sie salbenden Geistes von Gott das Nötige gelernt haben, damit ihre Herrschaft der Welt auch zum Segen gereiche, damit sie gleichen Sinnes sein können wie ihr Haupt, Jesus, dem, als er auferweckt wurde aus den Toten durch den heiligen Geist, das Wirken des Vaters, alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben wurde. - Matth. 28:18; Eph. 1:19, 20

Das Salböl war ein wohlriechendes Öl. Wie schön und eindrucksvoll versinnbildlicht doch diese Eigenschaft die Wirkung des Einflusses (Geistes) Gottes, die da erzeugt Heiligkeit, Freundlichkeit, Geduld, Bruderliebe, Liebe! Welch süßen, reichen Geruch verbreitet doch diese Salbung mit dem heiligen Geist über alle, die sie annehmen! Mag der sichtbare Mensch (das irdene Gefäß) noch so wenig einnehmend, noch so rau, ungebildet und unwissend sein, wie rasch erhält er doch seinen Anteil an dem besänftigenden und reinigenden Einfluss, der von dem Schatz des neuen Herzens, der neuen Gesinnung ausgeht, die gesalbt ist mit dem heiligen Geist und in Einklang gebracht ist mit allem, was wahr ist und ehrbar und gerecht und rein und lieblich. - Phil. 4:8

Ist aber, wie aus den obigen Betrachtungen hervorgeht, die Salbung mit dem Geist gleich dem Wirken, Einfluss, einer unsichtbaren Kraft Gottes, die durch seine Gebote, Verheißungen oder sonst wie wirkt, so können wir erst recht den heiligen Geist nicht als eine Person auffassen. Wie könnte jemand mit einer Person gesalbt werden?

Dass der Heilige (1. Joh. 3:20), welcher salbt, nicht ein persönlicher heiliger Geist (wie die Trinitarier das verstehen), sondern der Vater ist, ergibt sich aus der Pfingsterzählung. Petrus erklärt, er (der heilige Geist) sei ausgegossen werden (als ein Salböl; von einer Person musste er sagen, sie sei ausgesandt worden). Seine Worte sind: „Nachdem er (Jesus) vom Vater den (im Propheten Joel) verheißenen heiligen Geist empfangen hatte, hat er dies ausgegossen, was ihr sehet und höret” (Apg. 2:33), nämlich diese wunderbare Wirkung, die sich auf verschiedene Weise kundgab, durch Zungen von Feuer, durch Befähigung ungebildeter Menschen, ihre Gedanken so recht lebendig auszudrücken und in fremden Sprachen zu reden. Auch in Joel lesen wir: „Ich (Gott) will meinen Geist ausgießen.” Könnte der Prophet von einer Person so geredet haben? Könnte in unserer Stelle mit dem Worte “dies”, das ausgegossen und von den Juden gehört und gesehen wurde, eine Person und noch zudem die angeblich höchste der angeblich drei Gott-Personen bezeichnet werden? Das wäre doch sehr respektlos geredet.

Nun entsteht aber eine Schwierigkeit. Vers 20 lesen wir, dass die, welche die Salbung des Geistes haben, alles wissen. Wie viele wahre Kinder Gottes haben jedoch gar zu klar empfunden, dass sie nicht alles wissen, und deshalb an ihrer Salbung gezweifelt. Die Schwierigkeit verschwindet, wenn, gestützt auf die Lesart der ältesten griechischen Handschriften, übersetzt wird: “ihr alle wisset es”. Ja wohl, alle wahren Kinder Gottes wissen sehr wohl, welch ein Unterschied besteht zwischen dem natürlichen Herzen oder Willen und dem neuen von Liebe und Gerechtigkeit geleiteten Herzen und Willen.

Und wie viele von Gottes liebsten und demütigsten Kindern haben mit Erstaunen die Worte gelesen: “Ihr bedürfet nicht, dass euch jemand lehre!” Wehe, sagen sie, eine Salbung, die uns der Notwendigkeit überhebt, dass uns jemand belehre, haben wir nicht an uns erfahren, denn wir bedürfen im Gegenteil sehr dass irgend ein Mensch uns belehre, und wissen so viel nichts, außer was uns, sei es direkt, sei es indirekt, durch menschliche Vermittlung zugekommen. Und diese demütigen Seelen würden sich sehr gedrückt und entmutigt fühlen infolge ihrer ehrenhaften Denkungsart, sähen sie nicht, dass selbst die Allerbesten unter den Heiligen ihrer Bekanntschaft menschliche Lehrer benötigen und zu schätzen wissen. Andere, weniger Aufrichtige, weniger Geheiligte dagegen suchen sich selbst und ihre Mitmenschen zu täuschen, indem sie vorgeben, sie hätten von Menschen nichts gelernt, sondern verdanken alles, was sie wussten, einzig und allein der direkten Eingebung des heiligen Geistes. Sie sehen nicht, dass sie damit den Anspruch auf Unfehlbarkeit all ihrer Worte und Gedanken erheben. Sie bemerken nicht, dass, wenn sie dafür, dass sie in einem Gedanken, Worte oder Werke fehlen, dies der vollen Eingebung des heiligen Geistes zuschreiben, sie dadurch den heiligen Geist zum Urheber ihrer Irrtümer und Verkehrtheiten machen.

Wir müssen also den wahren Sinn der Stelle aus den Zeitumständen und dem Zusammenhang, in dem sie steht, herauszufinden suchen; denn herausgerissen widerspricht sie dem allgemeinen Zeugnis der Schrift. Der Apostel Paulus erwähnt ausdrücklich unter den Gaben des Geistes an die Herauswahl Apostel, Propheten (Redner), Hirten, Lehrer, Evangelisten. Wozu diese der Herauswahl geben, wenn dieselbe nicht bedarf, dass ein Mensch sie belehre? Welchen Zweck haben vielmehr diese Gaben an die Herauswahl? Nach Eph. 4:11-13: “Die Vollendung (volle Befähigung) der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes.” (vergl. 1. Kor. 12:28-31)

Wir denken nicht daran, wie es die Schriftgelehrten tun, anzunehmen, dass Johannes dem Apostel Paulus und den anderen Aposteln widersprechen wolle. Alle Apostel waren Lehrer und belehrten die Herauswahl, dass und wie sie in Erfahrung bringen sollten, von welchen Menschen in ihrer Mitte der Geist sehe, dass sie sich als Hirten, Lehrer oder Aufseher am besten eigneten, sie belehrten sie, dass sie ihren so herausgefundenen Führern unterwürfig sein sollten; denn dieselben wachten über ihre Seelen, als die da dem Herrn darüber Rechenschaft geben mussten (Hebr. 13:17). Die Herauswahl bedurfte gerade nach Paulus Anschauung dienender Menschen, die geeignet waren, zu lehren (1. Tim. 3:2), mit der gesunden Lehre zu ermahnen und auch die Widersprechenden zu überführen und nötigenfalls streng zurückzuweisen, auf dass sie gesund seien im Glauben (Titus 1:9, 13; 2. Tim. 2:25). Und Petrus fügt bei, sie sollten als Unterhirten Männer anerkennen, die über die Herauswahl, die Erben Gottes, “nicht herrschen würden als über ihr Besitztum”, sondern die Herde weiden, d.h. mit Speise zur rechten Zeit nähren würden, es stets vermeiden, solche Männer zu Aufsehern zu machen, deren Herz nach Volkstümlichkeit und deren Ohren nach Schmeichelei gelüsteten.

Zudem war der Apostel Johannes selber Lehrer, und gerade in der Epistel, in der wir die hier betrachtete Stelle finden, lehrt er, was er und wir als gesunde Lehre, die gelehrt werden muss, hochschätzen. Kein Leser der Johannes Briefe wird dieselben als gewöhnliche Unterhaltungsbriefe betrachten, die nicht belehren wollen. “Was wir gesehen und gehört haben”, so schreibt er Einleitungsweise (1. Joh. 1:3), “verkündigen (lehren) wir euch, auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habt.” Und wiederum sagt er (1. Joh. 2:1): “Diese Dinge schreibe ich euch (euch zu lehren), dass ihr nicht sündigt”, und “ein neues Gebot (Lehre) schreibe ich euch”. (1. Joh. 2:8) Und wiederum: “Kindlein, lasst niemanden euch irreführen (sondern bleibt bei meiner Lehre); wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht”. (1. Joh. 3:7) Und wiederum: “Wir sind aus Gott; wer Gott kennt, hört uns (gehorcht unseren Anweisungen, Belehrungen)”. Und wiederum: “Dies habe ich euch geschrieben..., auf dass ihr wisset (darüber belehrt seit) 2c (1. Joh. 5:13) Und der Schlussvers der Epistel selber enthält eine sehr wichtige Belehrung: “Kindlein, hütet euch vor Abgötterei (lasset niemanden und nichts euch lieber und geehrter sein als Gott)”.

Hieraus ersehen wir, dass der Apostel nicht so verstanden werden kann, als hätte er sagen wollen, die Herauswahl bedürfe menschlicher Lehrer nicht. Wir sehen, dass er vielmehr menschliche Lehrer ausdrücklich als Werkzeuge des heiligen Geistes, die in der Herauswahl gerade diese Aufgabe des Belehren haben, anerkennt. Was kann er also wohl mit den Worten gemeint haben: “Ihr bedürfet nicht, dass euch irgend ein Mensch belehre”, und “die Salbung des Geistes lehrt euch alle Dinge?”

Die Antwort auf diese Frage finden wir durch Heranziehung des Zusammenhangs und der Zeitumstände. Um das Jahr 90 n. Chr., in welchem nach der Ansicht der Gelehrten der 1. Johannes Brief verfasst worden, war das Christentum schon ziemlich bekannt geworden in der Welt. Es hatte den Überrest von Israel nach dem Fleisch in die Scheunen gesammelt und seinen Anhängern Hass und Verfolgung durch die große Mehrheit des Judenvolkes zugezogen, wodurch die Christen in alle Teile der damaligen zivilisierten Welt zerstreut wurden. Hier kamen sie mit den Heiden in Berührung, und die Gebildeten unter diesen, die Anhänger der griechischen Philosophie, fanden in der christlichen Lehre manches, was ihnen zusagte, so dass sie es mit ihrer heidnischen Philosophie zu vereinigen suchten, um christliche Philosophen oder philosophische (weltweise) Christen zu werden. Der Apostel Paulus kannte diese Neigung auch schon und warnt deshalb (1. Tim. 6:20) vor dieser weltlichen, fälschlich sogenannten “Weisheit”. Diese Philosophen waren ganz bereit, Jesum als einen guten Menschen, als einen weisen Lehrer anzuerkennen. Was sie ablehnten, war die Anerkennung Jesu als Sohn Gottes, der seine gottähnliche Gestalt, seine geistige Natur, verlassen hatte und Mensch geworden war, auf dass er der Erlöser der Menschheit (aus dem Tod) und der Urheber ewigen Lebens für alle diejenigen werden möchte, die ihm gehorchen würden. Da ihre Philosophie nun die Lehre von einem zukünftigen Leben auch kannte, freuten sie sich, eine solche Lehre in Christum auch zu finden, übersahen aber die Tatsache, dass ihre fälschlich sogenannten “Weisen” (Platon u.a.) das ewige Leben als eine menschliche Eigenschaft, die jedem innewohne, als Unsterblichkeit auffassten, während das Christentum dies ausdrücklich verneinte und das ewige Leben als eine Gabe Gottes in Christo bezeichnete, die nur denen zu teil werde, die Christum annehmen. - Röm. 2:7; 5:15, 21; 6:23; 2. Kor. 9:15

Diese griechischen Philosophen sagten ungefähr so zu den Christen: Es freut uns, euch als so achtungswerte, gewissenhafte und freie Leute kennen zu lernen. Euer großer Lehrer Jesus hat euch in der Tat von vielen Gebräuchen und vom Aberglauben der Juden freigemacht, wofür wir euch beglückwünschen. Aber ihr seid doch noch in gewissen Fesseln. Wenn ihr unsere Lehren werdet studiert haben, so werdet ihr noch mehr Freiheit haben, noch viele Punkte finden, in denen ihr mit den Juden übereinstimmt, die wie ihr auf ein Messias-Reich hoffen und an einen einzigen Gott glauben. Diese Anschauungen, sowie eure fixe Idee, dass euer Lehrer Jesus der eingeborene Sohn Gottes sei, werdet ihr, wenn ihr unsere Weisheit euch angeeignet haben werdet, als alten Kram beiseite legen, wie ein Kind seine verwachsenen Kleider. - 2. Petr. 2:19; Judas 4

Die Christen gegen solche Einflüsterungen zu schützen, ist einer der Zwecke der Epistel. der Apostel ermahnt sie (1. Joh. 2:24) festzuhalten an der Lehre, die sie von Anfang an gehört, und derart philosophische Belehrungen als Lügen, und deren Vertreter als Vertreter des Antichrists zu betrachten, von dem sie oft gehört hätten, er werde inmitten der Herauswahl offenbar werden. (2. Thess. 2:3-7; 1. Joh. 2:18) Er sagt ihnen: “Diese Dinge habe ich euch geschrieben betreffs derer, die euch (zu) verführen (von Christo abwendig zu machen suchen)” (1. Joh. 2:26). Und nun kommt Vers 27, der folgendermaßen umschrieben werden kann: Aber nun, Geliebte, wisset, dass wahre Kinder Gottes sich durch solche Philosophien nicht täuschen lassen können. In unseren Herzen kann keine Philosophie den Platz Christi ausfüllen. Keine Lehre könnte uns veranlassen, die Fülle und Wahrheit der großen Botschaft in Zweifel zu ziehen, die wir als das Evangelium unseres Herrn Jesu Christi, des himmlischen Vaters geliebten und gesalbten Sohnes, empfangen haben. Nicht nur ist dereinst den Heiligen überlieferte Glaube vernunftgemäß, sondern er hat auch unter euch Wundergaben verteilt, so dass einige von euch mit Zungen reden, Wunder verrichten können 2c, von denen freilich jene Philosophen behaupten, die Fakire Indiens könnten es euch darin gleich tun. Aber daneben dem habt ihr ein anderes Zeugnis für die Wahrheit der alten Lehre darin, dass sie euch neue Herzen gegeben, durch Salbung eure Gesinnung umgewandelt und erneut und in eurem täglichen Leben Früchte des Geistes der Heiligung erzeugt hat, worin die Fakire es euch nicht gleich tun können, und gleichwohl können die Philosophen, die euch abtrünnig machen wollen, nicht leugnen, dass es sich bei euch so verhält.

Über diese Grundlagen unseres heiligen Glaubens, darüber, dass Christus der Sohn Gottes und unser Erlöser ist und nicht ein Betrüger, dass ewiges Leben nur haben kann, wer in Übereinstimmung mit ihm lebt, darüber bedürfet ihr keiner Belehrung mehr, weder von den genannten Irrlehren, noch auch von mir. Und so lang ihr diesen heiligen Geist in euch wohnend habt, wird euch derselbe bewahren, durch derartige gotteslästerliche, widerchristliche Lehren verleitet zu werden. So lange ihr euch erinnert, dass ihr den Frieden von Gott, welcher alles Verstehen übersteigt, dadurch ins Herz bekommen habt, dass ihr Jesum als den Sohn Gottes und den einzigen Weg zur Freimachung aus den Banden des Todes anerkannt habt, so lange wird euch auch dieser Geist festzubleiben ermöglichen. Und ihr werdet finden, dass diese selbe Prüfung eurer Treue, eures Beharren in der heiligen Gesinnung (Liebe), die ihr vom Vater und vom Sohne erhalten habt, euch in allen Lagen und Fragen Licht geben wird: denn was auch immer diesem Geist der Liebe widerspricht oder ihn unberücksichtigt lässt, ist ein unheiliger Geist, eine Irrlehre. Und erinnert euch daran, dass der heilige Geist lehrt, dass, wenn wir irgend eine Belohnung empfangen wollen, wir in ihm bleiben müssen. Christum den Abschied geben heißt also alles verlieren.

 “Der Geist verwendet sich für uns mit unaussprechlichen Seufzern; 
und der die Herzen erforscht, weiß, was die Meinung des Geistes ist.”

 Röm. 8:26, 27

Diese Worte, welche bestimmt sind, den Kindern Gottes die Liebe und Fürsorge des himmlischen Vaters für sie verständlich zu machen, sind von vielen in bedauerlicher Weise missverstanden worden. Die einen wollen uns glauben machen, der heilige Geist seufze für sie zum Vater. Andere versuchen, die Seufzer selber doch auszusprechen. Noch andere vermuten, dass je mehr sie sehr seufzen, sie um so mehr dem heiligen Geist helfen, indem sie dann dasjenige ausdrücken, was er nicht äußern könne. Wie das zugehe, können sie freilich sich nicht vorstellen.

Es wäre in der Tat verwunderlich, wenn der heilige Geist eine Person, und dazu noch nach dem Katechismus eine dem Vater und dem Sohn an Macht gleiche Person wäre, dass er dann den Vater und den Sohn zu Gunsten der Kinder Gottes anflehen müsste und dabei nicht die Worte fände. Die Annahme ist zudem schriftwidrig. Unser Herr Jesus sagte vielmehr, wir sollten uns direkt an ihn oder an den Vater wenden; der Vater habe uns lieb. Wir brauchen also nach der Schrift keinen neuen Vermittler, und herrschte die trinitarische Lehre nicht vor, nie wäre jemand auf diese sonderbare Auslegung verfallen. Im weiteren sind Seufzer, die nicht geäußert werden können, eben keine Seufzer.

Aber auch wenn wir den Geist unpersönlich fassen, im übrigen aber dieser sonderbaren Auslegung zustimmen würden, so käme kein mit der Schrift und der Vernunft in Einklang zu bringender Sinn heraus. Wie? Die Meinung, der Wille, der Geist Gottes, der in vergangenen Zeiten so reichlich Ausdruck fand in den Worten und Taten der Propheten, wäre heutzutage nicht mehr imstande, sich klar und verständlich auszudrücken?

Wo liegt nun der Fehler bei der Auslegung? Darin, dass verstanden wird, es sei Gottes Geist, der seufze. Es ist vielmehr unser Geist, der Geist der Heiligen, der für uns Gott bittet und sich oft nicht in zutreffender Weise zu äußern vermag. Ein Blick auf den Zusammenhang, in dem der Vers steht, wird die Richtigkeit dieser Auslegung an den Tag bringen. Der Apostel hatte soeben von der sündbeladenen Menschheit geschrieben, die in ihren Banden seufzt, und aus diesen Banden befreit werden soll, wenn einmal die Herauswahl, die Söhne Gottes, unter Anführung des “Herzogs ihrer Errettung” verherrlicht sein werden (Vers 19-21). Von den Seufzern der Welt geht nun der Apostel über zu unseren Seufzern (Vers 23). Dieselben sind auch Äußerungen der Sehnsucht unserer einst weltlichen, nun aber erneuten und umgewandelten Gesinnung nach der Befreiung, die bei uns aber, solange wir nach dem Fleisch Menschen sind und an der Erbsünde teilhaben, nicht tatsächlich eintreten kann; sondern erst durch unsere Teilnahme an der Ersten Auferstehung werden wir Christo gleich werden. Nach Vers 24 können wir aber durch den Glauben unsere menschliche Natur für tot und unsere neue Kreatur für vollkommen rechnen. So können wir denn “in Hoffnung” befreit sein. Nun, nachdem der Apostel uns gezeigt, wie wir uns rechnen dürfen, erklärt er uns, dass wir von Gottes Standpunkt aus als erneute, heilige, geistige Wesen gerechnet werden. Gott sehe an uns nicht das Fleisch und seine Schwachheiten, sondern den Geist, die Gesinnung, die Absichten, den Willen, der zum Dienst Gottes geweihte “neue Kreatur”. Gott weiß, wann unser heiliger Geist (neue Gesinnung) willig und das Fleisch schwach ist, und er beurteilt uns dann nicht nach dem schwachen Fleisch, sondern nach dem Grade der Willigkeit unseres Geistes.

In diese Stellung zu Gott bringt uns unsere Zeugung durch den Geist und die völlige Weihung (Unterwerfung) unseres Willens unter den Willen des Herrn. Diese beiden Vorgänge erzeugen auch in uns diese neuen Hoffnungen, in denen wir fröhlich sein können, und “desgleichen nimmt sich auch der Geist (unsere neue, heilige Gesinnung) unserer (körperlichen, adamitischen) Schwachheiten an (d.h. macht gut, was diese verfehlt). Denn wir wissen nicht (einmal), was wir bitten sollen, wie es sich gebührt (noch viel weniger sind wir imstande zu tun, was wir gerne möchten); aber der Geist selbst (unsere heilige Gesinnung) verwendet sich für (“uns” fehlt in den ältesten griechischen Handschriften) mit Seufzern, die nicht (mit Worten), geäußert werden können. Der aber die Herzen erforscht (Gott), weiß was (unser) Geist meint, denn er bittet für die Heiligen gemäß (der Meinung) Gottes”.

Mit anderen Worten, Gott ist gütig genug, die Wünsche des Herzens seiner Kinder anzusehen, sowohl beim Beten als beim Handeln sie nicht nach der durch das Fleisch (irdene Gefäß) verschuldeten Unvollkommenheit der Worte und Werke, die das, was sie sagen und tun möchten, nicht ganz erreichen, zu beurteilen.

Das ist ein großes Glück für die Kinder Gottes. Denn oftmals bitten sie ganz verkehrt. Jedes Mal, wenn wir Kinder Gottes bitten hören, sie möchten mit heiligem Geist und mit Feuer getauft werden, denken wir daran. Denn das Gebet entströmt nur einem guten Gewissen, nur dem Wunsche, gesegnet zu werden, würde sie aber Gott nach dem Sinn der Stelle hören, die von diesen Betern vollständig missverstanden wird, so erhielten sie erst einen Segen und dann einen Fluch. Denn die Taufe mit heiligem Geist von der Johannes der Täufer in obiger Bibelstelle spricht, kam freilich am Pfingsttage auf die Herauswahl und nachher auf alle, die zum Christus kamen, den Überrest Israels, die Taufe mit Feuer aber bestand in der vollständigen Vernichtung Israels als eines zusammenwohnenden Volkes im Jahre 70 n.Chr.

Andere sind durch den Widersacher mittelst einer Schwachheit der gefallenen menschlichen Natur zu einem Fehltritt verleitet worden. Sie fühlen sich sehr entmutigt, wenn sie dem Thron der himmlischen Gnade im Gebet nahen. Sie können ihren Gefühlen nicht in Worten Ausdruck geben, sie seufzen nur unter ihrer Last zu Gott in ihrem Geist (Gemüt). Aber der himmlische Vater besteht nicht darauf, dass sie erst ihre Bitten in genau zutreffende Worte kleiden, bevor er sie erhört, er hört vielmehr in Gnaden auf ihrer Herzen Wünsche, die unaussprechlichen Seufzer, mit welchen sie Vergebung, Segen und Trost suchen. Und siehe da, Gott gewährt Stärkung und Segen und gibt zu verstehen, dass er vergeben habe.

Das ist es, was der Apostel mit den Worten “Der Geist verwendet sich für (uns) mit unaussprechlichen Seufzern” meint, und am Schluss des Kapitels fasst er es noch einmal zusammen: “Was sollen wir denn sagen (im Angesicht der Tatsache, dass Gott alle Vorkehrungen zu unseren Gunsten getroffen hat, unsere Schwachheiten und Unvollkommenheiten übersieht, und sofern dieselben unserer Gesinnung zuwider sind, sie als nicht vorhanden betrachtet, die Unbeholfenheit oder Verkehrtheit unserer Bitten oder beim Beten gebrauchter Worte übersieht und uns nach den Wünschen unserer (erneuten) Herzen segnet, denen wir im Gebet nicht den richtigen Ausdruck zu verleihen vermögen)? Ist Gott (so) für uns, wer kann wider uns sein?” - Röm. 8:31

 “Und wenn er (der Geist der Wahrheit) gekommen ist, wird er die Welt von Sünde, 
von Gerechtigkeit und Gericht überführen.”
- Joh. 16:8 -

Einige Ausleger haben dieser Stelle den Sinn untergeschoben, als bedeute sie, der heilige Geist sei in Sündern tätig für ihre Bekehrung. Wir bestreiten die Richtigkeit dieser Auslegung auf das aller entschiedenste; denn die Schrift als Ganzes genommen und richtig verstanden, lehrt, dass der heilige Geist nur den geheiligten Gläubigen zu teil wird, dass er Ungläubigen nicht verliehen wird und mithin nicht in ihnen tätig sein kann, wenigstens in der Weise, wie es allgemein verstanden wird. Im Gegenteil, die Kinder dieser Welt haben den Geist dieser Welt, und nur die Kinder Gottes haben den Geist Gottes, den heiligen Geist (Gesinnung, Willen). “Der Geist der Welt, der Geist des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott”. Auch kann ein fleischlich (weltlich) Gesinnter die Dinge des Geistes Gottes nicht verstehen, weil dieselben geistlich verstanden werden (d.h. nur von denen begriffen werden können, welche den heiligen Geist haben). Darum macht auch, wo wir ihn immer finden mögen, der heilige Geist der Übereinstimmung mit Gott und des Gehorsam (der Ergebung in seinen Willen, seine Vorkehrungen), die Wiedergeburt, die Zeugung zu Neuheit des Lebens offenbar. Der Apostel sagt ausdrücklich: “Wenn jemand den Geist (die Gesinnung) Christi nicht hat, so ist er nicht sein.” Die den Geist Christi nicht haben und also nicht sein sind, bilden die Welt im allgemeinen. Sie sind nicht Christi, weil sie nicht von des Vaters Geist empfangen haben.

Der Geist von Gott ist durch die Früchte, die er trägt, und durch das Zeugnis, das er durch das Wort gibt, der Beweis, dass wir wiedergeboren (gezeugt) sind. Denn es ist sofort für jedermann ersichtlich, dass der heilige Geist, der in der Herauswahl ist, nicht der Geist ist, der in den Kindern der Welt ist, in den “fleischlich Gesinnten”, die in der Schrift auch “Kinder des Zorns” oder “Kinder ihres Vaters, des Teufels” genannt werden. Dabei dürfen wir aber nicht außer acht lassen, dass der “Geist der Wahrheit”, der “Geist der Liebe” den Geist der Welt in hohem Maße umgestaltet hat. Der Geist der Welt ist zwar seinem Wesen nach immer noch ein Geist der Finsternis, der Selbstsucht, ein fleischlicher Geist, aber soweit er es vermag, gibt er sich nach außen gerne den Anschein, dieselben guten Eigenschaften zu haben wie der heilige Geist. Es wäre in der Tat befremdlich, wenn die Vorzüge des heiligen Geistes, als da sind Freundlichkeit, Gütigkeit, Geduld, auf die Ungläubigen nicht Eindruck gemacht hätten.

Nicht wenige Weltleute pflegen diese Vorzüge des Geistes, weil sie zu den Annehmlichkeiten des Lebens, den Zeichen guter Erziehung und guten Geschmacks 2c gerechnet werden; andere wiederum, deren Herzen mit den Grundsätzen des Geistes gar nicht einverstanden sind, ahnen diese Vorzüge nach, sich ihrer gleichsam als Vergoldung des weniger edlen Metalls bedienend, aus dem - um beim Bilde zu bleiben - die gefallene, nicht wiedergezeugte, nicht geheiligte, selbstsüchtige, mit dem Herrn und dem Geiste seiner Heiligkeit durchaus nicht im Einklang stehende menschliche Natur besteht. Wir müssen also scharf unterscheiden zwischen denen, die bloß die äußere Form ihres Wandels vergolden und denen, deren Herzen durch den Geist des Herrn umgewandelt worden sind. Die letzteren allein sind die Söhne Gottes, die seiner Gunst teilhaftig sind, und bald des verheißenen Segens, ihrer Erhöhung teilhaftig werden sollen.

Wenn nun also der Geist des Herrn nur denen mitgeteilt wird, die sein sind, und zwar um ihres Glaubens an Christum und ihrer Weihung willen, was kann dann der Herr mit dem hier besprochenen Ausspruch gemeint haben? 

Das wird uns klar, wenn wir seine Erklärung heranziehen, wonach seine Nachfolger, auf welche sein Geist kommen und in welchen er um so reichlicher wohnen würde, je mehr Glauben und Gehorsam sie beweisen, das Licht der Welt sein würden. Es ist dieses Licht der Wahrheit, das von der Herauswahl, der Gemeinde der wahrhaft Geweihten ausgeht und seine Strahlen auf die Welt und die weltlich Gesinnten im Schoss der Namenkirche wirft, welches diese von ihrer Finsternis überführt. Unser Herr sagt von sich selber, nachdem er einmal mit dem Geist Gottes gesalbt worden: “Ich bin das Licht der Welt” und “So lange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt” (Joh. 8:12; 9:5). Und zu seiner Herauswahl des Evangeliums-Zeitalters gewendet, die durch den gleichen heiligen Geist geheiligt ist, sagt er: “Ihr seid das Licht der Welt” und “Lasset euer Licht leuchten vor Menschen” (Matth. 5:14-16). Und der Apostel Paulus spricht zu dem selben Leib des Christus: “Ihr wart einst Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts” (Eph. 5:8; 1. Thess. 5:5), und “Denn Gott (der Geist Gottes, der Geist der Wahrheit) hat in unsere Herzen geleuchtet, um die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes hell werden zu lassen” (2. Kor 4:6). Das Licht der göttlichen Wahrheit also, der heilige Geist (Gesinnung, Willensrichtung) strahlt mithin auf die Welt aus, nachdem er unsere Herzen erleuchtet hat; darum heißt es auch: “Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegung, auf dass ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechtes, unter welchen ihr scheinet wie Lichter in der Welt.” - Phil. 2:14, 15

Der heilige Geist scheint mithin nicht direkt, sondern als Widerschein auf die Welt. Es ist nicht etwa der ihr mitgeteilte, in ihr wirksame Geist Gottes, sondern der in den Kindern Gottes wirksame heilige Geist, der diese versiegelt (abgestempelt) hat, welcher sein Licht auf die Finsternis der Welt wirft.

So finden wir auch in den Worten des Apostels eine Erklärung dafür, in welcher Weise die Welt durch den heiligen Geist in der Gemeinde der Geweihten überführt wird. Er schreibt nämlich (Eph. 5:8, 11, 13): “Wandelt als Kinder des Lichts ... und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr stellt sie bloß (deckt sie auf) .... Alles, was bloßgestellt wird, wird offenbar gemacht (aufgedeckt, als böse entlarvt) durch das Licht”. Das Licht der Wahrheit Gottes, das da ist der Ausdruck seiner Meinung (seines Geistes), wenn es von einem gottgeweihten Leben ausstrahlt, ist der heilige Geist, welcher die Finsternis der Welt bloßstellt (beweist, dass die Welt Finsternis ist), indem es denen, die es sehen, zeigt, was Sünde und was Recht ist. Und diese Erleuchtung wird der Welt die Überzeugung aufnötigen, dass einst ein Tag des Gerichts kommen wird, an welchem das Recht belohnt, die Sünde bestraft werden wird. Ein gottseliges Leben ist immer eine Bloßstellung für ein ungöttliches, selbst da, wo ein Wort der Wahrheit nicht geäußert werden kann oder nicht am Platze ist.

Gerade weil der heilige Geist in den Kindern Gottes den unheiligen, selbstsüchtigen Geist in der sie umgebenden Welt aufdeckt, dringt der Apostel darauf, dass die Geheiligten sich erinnern sollen, dass sie lebendige Briefe sind, allen bekannt und von allen gelesen (2. Kor. 3:2). Die gerechtfertigte und geheiligte Herauswahl war zu allen Zeiten, indem sie in den Fußstapfen Christi wandelte, ein Licht in der Welt, und dies auch dann, wenn ihr Licht nicht immer so viel wirkte als sie gewünscht hätte. So erging es schon unserem Herrn; denn er erklärt, dass alle, die vom Geist der Finsternis sind, ihn um so mehr hassten, weil sein Geist des Lichts ihren Geist der Finsternis offenbar machte (bloßlegte, aufdeckte). Deshalb musste nicht allein unser Herr, der große Lichtbringer, Verfolgung erdulden bis in den Tod, sondern müssen auch die kleineren Lichtbringer, die in Jesu Fußstapfen wandeln, an seinen Leiden, seiner Verfolgung teilhaben. - Joh. 16:3; Röm. 8:17, 18

Neben der Hauptaufgabe, die die Herauswahl hatte, an ihrer eigenen Entwicklung zu arbeiten (“Erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben”. Judas 20), hatte sie in zweiter Linie die Aufgabe, für die Wahrheit Zeugnis abzulegen, ihr Licht scheinen zu lassen, das die Welt überführte. Und dieser Überführung (Bloßlegung, Aufdeckung) galt notwendigerweise mehr den bloßen Bekennern (den “Frommen”) als den eingestandenermaßen Weltlichen. Schon in den Tagen unseres Herrn strahlte sein Licht auf diejenigen, die als fromm und heilig galten und deckte ihre Finsternis auf. Dieses Licht haben wir stets fort scheinen zu lassen, denn der Herr sagt uns: “Wenn das Licht, das in dir ist, Finsternis ist (wird), wie groß die Finsternis!” (Matth. 6:23), sowohl für die Seele selbst, in welcher das Licht ausgegangen ist, als auch für die Welt, auf welche es nicht mehr fällt. Satan feiert keinen größeren Triumph, als wenn es ihm gelingt, eine Seele, die einmal von der Wahrheit erleuchtet und geheiligt worden, irre zuführen. Der schlechte Einfluss solch eines Menschen ist mehr als doppelt so groß, als wenn er nie erleuchtet gewesen wäre. “Wer da denkt, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle”, und sein Licht unter einen Scheffel stellen, ist ein großer Schritt in der Richtung nach dem Falle,

 “Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist aus Gott; und jeder Geist, der nicht bekennt, 
dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist nicht aus Gott; 
und das ist der Geist des Antichrists.” - 1. Joh. 4:2, 3; 2. Joh. 7 -

Dass mit “Geist” hier nicht eine Person, sondern eine Lehre gemeint ist, braucht nicht erst gesagt zu werden; denn in Vers 3 ist jedenfalls von keiner Person die Rede, auch in Vers 1 ist klar und deutlich nicht von Personen, sondern von Lehren die Rede, welche den Kindern Gottes als Wahrheit angeboten werden, und die sie auf die Probe stellen sollen, ob sie gut oder böse, von Gott oder vom Widersacher, der Geist (Lehre) der Wahrheit oder des Irrtums sind. Beide haben ihre Propheten oder Lehrer. Unser Herr, die Apostel und die da in ihren Fußstapfen wandelten, säten den Samen der Wahrheit (Weizenkörner), der geweihte Gläubige zeugte zu Neuheit des Lebens und Heiligkeit der Gesinnung. Der Feind und seine Knechte säten den Samen des Irrtums (Scheinweizen), welcher der Namenkirche (dem Acker) eine Menge Scheinweizen zuführte, die nicht den heiligen Geist Gottes, sondern nur einen verkappten, überzuckerten Geist dieser Welt besitzt. Daher muss jeder, der sich als Lehrer ausgibt und den Anspruch erhebt, ein Diener der Wahrheit zu sein und den heiligen Geist zu haben, auf die Probe gestellt werden, ob er die Wahrheit oder den Irrtum lehre, den Geist der Wahrheit oder den des Irrtums vermittle. Das Wort Gottes muss den Maßstab abgeben, der darüber entscheidet, ob er als Lehrer der Wahrheit Aufnahme finden oder als Lehrer des Irrtums zurückgewiesen werden soll; “denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen”.

Der Apostel gibt nun einen trefflichen Prüfstein in die Hand, mit dessen Hilfe wir unterscheiden können zwischen wahrem und falschem Glauben, wahren Lehrern und Irrlehrern, dem Geist der Wahrheit und dem Geist des Irrtums, dem heiligen Geist Christi, der in alle Wahrheit leitet, und dem unheiligen Geist des Antichrists, der in allen Irrtum leitet, den einst den Heiligen überlieferten Glauben zerstört und dazu führt, dass geleugnet wird, dass der Herr uns erkauft hat mit seinem eigenen teuren Blut (2. Petr. 2:1). Dieser Prüfstein war die Frage: Lehrt oder leugnet der betreffende Geist (Lehrer, Prophet), dass der Messias im Fleisch gekommen ist? Das war und ist auch heute noch ein untrüglicher Prüfstein, die Erprobung der Stellung des Propheten zur Lehre von der Erlösung (aus dem Tod, - vom Rückkauf des Menschengeschlechts). Jede Lehre, die diese Grundwahrheit leugnet, ist vom Gegner der Wahrheit, vom Anti- oder Widerchrist. Jede Lehre, die diese Grundwahrheit außer acht lässt. ist Irrtum, nicht aus Gott, mag sie sonst noch so trefflich aussehen, sie ist gefährlich; jede Lehre, die zu dieser Grundwahrheit steht, ruht auf richtiger Grundlage, ist von Gott und schlägt die gute Richtung ein.

Sehr frühe schon eröffnete der Widersacher seine Angriffe auf den vom Herrn und von seinen Aposteln verkündeten wahren Glauben. Er ging dabei von zwei ganz entgegengesetzten Punkten aus, in beiden Fällen leugnend, dass der Messias im Fleisch gekommen sei.

1. Die heidnischen Philosophen, vor denen der Apostel Paulus noch ausdrücklich warnt(1. Tim. 6:20, 21), erkannten Jesum als großen Propheten und Lehrer an und stellten ihn ihren eigenen Lehrern an die Seite. (Noch heutzutage werden Sokrates, der Erfinder der Irrlehre, wonach der natürliche Mensch eine unsterbliche Seele hat, und Jesus gerne in Parallele gestellt). Aber sie bestanden darauf, dass er ebenso wenig Gottes Sohn war, als die anderen Söhne Gottes gewesen waren, dass er nicht der Messias der Juden gewesen sei, deren Hoffnungen und Weissagungen sie lediglich auf die menschlichen Elemente, Engherzigkeit und Nationalstolz zurückführten, Elemente, die Jesu vollständig fremd gewesen seien, der sogar ihren Anspruch nicht habe gelten lassen, dass sie vor Gott ein Vorzugsrecht hätten. In dieser Weise leugneten sie die Existenz unseres Herrn vor seiner Menschwerdung, sein Kommen im Fleisch, leugneten sie, dass er etwas anderes gewesen als ein Spross des gefallenen Geschlechts, wenn auch ein sehr schöner Spross.

2. Die “Kirchenväter”, die “christlichen” Philosophen aber stellten die Behauptung auf, der Messias sei überhaupt kein Mensch gewesen; er sei vielmehr Gott in eigener Person, der Vater gewesen, der nur vorgegeben habe, eine Zeitlang Fleisch zu sein, dabei alle göttlichen Eigenschaften beibehalten und sich des Leibes von Fleisch nur bedient habe, um seine Herrlichkeit zu verbergen und den Schein zu erwecken, als könne er weinen, hungern, dürsten, sterben, entgegen dem Zeugnis des Johannes (1:14), wonach der Logos Fleisch wurde.

Wie trefflich es dem Widersacher gelungen ist, zwischen diesen beiden Extremen die Wahrheit zu verbergen, davon gibt unsere Gegenwart beredtes Zeugnis, indem heutzutage die Mehrheit der Namenchristen an der einen oder an der anderen dieser schriftwidrigen Lehren des Antichrists festhält. Und wer unter den Namenchristen die Lehren verwirft, weiß nichts an ihre Stelle zu setzen, ist in Verwirrung, Verlegenheit, sieht die Wahrheit in Sachen nur undeutlich und kann sich daher nicht fest auf die Grundlehre der Erlösung (aus dem Tode) stützen. Denn alle, die nicht klar sehen können, dass der Logos Fleisch wurde, der Mensch Jesus Christus wurde, können ebenso wenig das Lösegeld sehen als diejenigen, welche in Jesu einen unvollkommenen Menschen, gezeugt von einem irdischen Vater, sehen.

So einfach also das Mittel, das der heilige Geist durch seinen Apostel uns zur Verfügung stellt, um die Geister zu prüfen, so zuverlässig und untrüglich klärt es uns sofort darüber auf, ob eine Lehre von Gott oder vom Teufel, vom heiligen Geist oder vom Geist des Antichrists sei.

Nur zwei Worte noch über die Differenz zwischen 1. Joh. 4:2 und 2. Joh. 7. An erster Stelle steht im griechischen Text das Partizipium der Vergangenheit (Perfekt) „elelythota”, gekommen seiend, an letzter das Partizipium der Gegenwart „erchomenon”, kommend. der Unterschied des Urtextes wird auch in der verbesserten (Elberfelder) Bibelübersetzung festgehalten, ohne hierzu durch den griechischen Sprachgebrauch genötigt zu sein. Das Partizipium der Gegenwart bedeute nicht die Gegenwart des lesenden oder Schreibenden, sondern vertritt ebenso den Indikativ der Vergangenheit (des Imperfekts) als den der Gegenwart. Nun geht ein Indikativ der Vergangenheit voraus im Wort „eiselthon” (sind ausgegangen), diesem folgt ein Partizipium der Gegenwart im Wort „homologuntes”, welches besagt, dass die da ausgegangen sind, gelehrt haben, und noch lehren, und nun folgt das andere Partizpium der Gegenwart – „erchomenon”, das mit kommend übersetzt ist, aber eben auch “gekommen seiend” besagt. Hingegen kann man den Wechsel, den Johannes macht, ganz gut nachahmen und dabei vollständig beim griechischen Urtext bleiben, indem übersetzt wird: lehrend, dass Jesus Christus nicht im Fleisch kam (statt „gekommen ist”).

Und noch eins. Gerade wie der Glaube an die Fleischwerdung Christi bei seiner ersten Gegenwart die unentbehrliche Voraussetzung für einen brauchbaren Glauben an das Lösegeld bildet, und eine Leugnung dieser Fleischwerdung der Leugnung der Erlösung gleichkommt, weil Christus dann ein gleichwertiges Lösegeld nicht hätte erlegen können, so bedeutet auch der Glaube, wonach Christus seit seiner Auferstehung immer noch ein Mensch ist und ein zweites Mal als Mensch gegenwärtig sein wird, eine Leugnung des Lösegeldes. Denn wenn unser Herr immer noch ein Mensch ist, so hat er entweder seine menschliche Natur gar nicht als Lösegeld hergegeben, oder aber dasselbe nach drei Tagen (bei seiner Auferstehung) wieder zurückgenommen. Ein Kauf aber, bei dem der bezahlte Preis zurückgenommen würde, wäre kein Kauf, die Menschheit wäre mithin gar nicht erkauft.

Doch Gott sei gelobt, der Kauf ist gültig, der Preis ist bezahlt, endgültig bezahlt, und die menschliche Natur unseres Herrn (eben der Kaufpreis) ist niemals zurückgenommen worden! Vielmehr hat ihn, Christus, Gott hoch erhöht sind ihm einen Namen und eine Natur gegeben, die weit höher sind und ihm einen Namen und eine Natur gegeben, die weit höher sind als Engel, Fürstlichkeiten und Gewalten, als alle Namen, die genannt werden (den des himmlischen Vaters allein ausgenommen). Nein, er ist nicht mehr ein Mensch, ist uns in keiner Weise mehr gleich, vielmehr sollen wir, wenn wir treu bleiben, verwandelt und ihm gleichgemacht werden und ihn sehen, wie er ist. - 1. Joh. 3:2

 

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